Hier darf etwas
wachsen
Mit der Gründung des Vereins Ökokirche
Deutzen haben im Juli zehn Frauen und
Männer ein Zeichen in Sachen Bewahrung der
Schöpfung gesetzt. Nun hoffen die
Mitglieder, dass sich viele anschließen
und sich im Projekt engagieren.
Deutzen.
"Gott hat die Erde so gut geschaffen, da
kann ich mir nicht vorstellen, dass er uns
hängen lässt", betont Cäcilia Reiprich,
Geschäftsführerin der Ökokirche St. Konrad
in Deutzen bei Borna, ein ökumenisches
Projekt der dortigen Gemeinde St. Joseph.
Im Projekt
Ökokirche gehe es darum, die Menschen für
das Thema Umweltschutz und Bewahrung der
Schöpfung zu sensibilisieren. Was
nicht einfach ist in einer Region, die
seit langem von und mit der Braunkohle
lebt. "Für viele ist der Ausstieg aus der
Kohle mit Verlustgefühlen geprägt, es war
oder ist ihr ganzes Leben." Was es nicht
einfach macht, mit den Leuten ins Gespräch
zu kommen. "Als Christen haben wir jedoch
die Verantwortung uns zu engagieren. Ich
sehe schon eine biblische Grundlage, sich
für die Schöpfung und ihren Erhalt
einzusetzen", betont die
Geschäftsführerin. Dabei erinnert sie an
ein Zitat des Publizisten Franz Alt der
einmal sinngemäß sagte: "Nicht jeder
Umweltschützer müsse ein Christ sein, aber
jeder Christ ein Umweltschützer."
Möglichst viele Menschen
sensibilisieren
Um das Projekt Ökokirche weiter
voranzubringen, wurde am 11. Juli 2020 der
Verein Ökokirche Deutzen e.V.
–
Begegnungs- und Umweltzentrum
Mitteldeutschland gegründet. Derzeit
sind es zehn Frauen und Männer, die sich
dort engagieren. Vorsitzender ist
Christian Hönemann. Cäcilia Reiprich
erklärt die beiden Vereinsziele: "Zum
einen wollen wir möglichst viele Menschen
für die Bewahrung der Schöpfung
sensibilisieren. Zum anderen soll dieser
spirituell wertvolle Ort, die Kirche und
das Gelände erhalten werden. Hier soll ein
Platz sein, an dem man Umweltschutz und
Liebe zur Schöpfung anfassen und erleben
kann. Es liegt in der Luft, gerade in
unserer Region das Thema zu verankern."
Doch mit erhobenen Zeigefinger will der
Verein nicht agieren. "Wir alle sind
Menschen und müssen nach einem Weg suchen,
den wir gehen können. Nicht alles ist für
jeden gleich möglich." Als Mutter von vier
Kindern weiß Cäcilia Reiprich, dass es im
ländlichen Raum beispielsweise nicht ohne
das Auto geht. Die S-Bahn erleichtere zwar
die Zufahrt in die Stadt Leipzig, doch
fahre sie nur im Stundentakt.
Konkret gehe es einfach immer darum,
zum Nachdenken anzuregen, wie die Ökologie
im Alltag verankert werden kann. Wozu die
Frage kommt, unter welchen Bedingungen
beispielsweise Rohstoffe abgebaut werden.
Oder zu überlegen, ob es immer Fleisch und
Wurst sein müssen, die auf den Tisch
kommen. "60 Prozent der
landwirtschaftlichen Ernten werden
weltweit in der Tierhaltung verbraucht.
Wieviele Menschen könnten davon ernährt
werden? Und Klimawandel ist immer auch
Fluchtursache." Cäcilia Reiprich betont:
"Sollten sich die Prognosen des Anstiegs
der Weltmeeresspiegel bewahrheiten oder es
gar schlimmer werden, dann verlieren
Millionen von Menschen ihre Heimat. Die
Menschheit muss dann einfach
zusammenrücken. Vielleicht ist es ja eine
besondere Aufgabe der Kirche, hier
vorbereitend tätig zu sein."
Vieles wurde bisher um die Ökokirche
herum erreicht. Im letzten Jahr haben
Jugendliche im Rahmen der
72-Stunden-Aktion des BDKJ eine Blühwiese
mit regionalen Kräutern angelegt, die in
diesem Jahr sehr schön geblüht und vielen
Insekten Nahrung geboten haben. Der Rasen
wird nicht zwangsläufig kurz gehalten,
hier und da darf auch einmal eine blühende
Insel stehen bleiben. Ein
"Natur erleben"-Projekt mit dem örtlichen
Kindergarten ist in der Vorbereitung. Im
Rahmen der RKW entstand ein Falkenkasten.
Es gibt eine Vernetzung mit weiteren
Initiativen. Die Arbeit ist von Anfang an
ökumenisch orientiert. Gute Kontakte gibt
es zur evangelischen Gemeinde
Regis-Breitingen. Außerdem sollen die
Themen Ökologie, Ökonomie und Ökumene
miteinander verknüpft werden.
Ganz wichtig ist die spirituelle
Ausrichtung der Ökokirche. Die Enzyklika
"Laudato si'" von Papst Franziskus ist
hier eine wichtige Grundlage. So wird an
den ersten Freitagen im Monat zum Gebet
zur Bewahrung der Schöpfung eingeladen.
"
Das haben wir
auch während der Corona-Zeit beibehalten
können. Zur Not hätte ich das Gebet
auch alleine gehalten, doch es kam immer
jemand dazu."
Programm für den 4. September
geplant
Zum Tag der Schöpfung – den Papst
Franziskus für den 1. September ins Leben
rief – ist am 4. September ein etwas
größeres Programm geplant. Los geht es um
17:00 Uhr im Garten mit einer Einstimmung,
also ein paar kleine Aktivitäten,
Möglichkeit zu Begegnung und Austausch –
in diesem Jahr mit Abstand. Cäcilia
Reiprich: "Zirka 18:30 Uhr wollen wir das
Gebet zur Bewahrung der Schöpfung beten
und im Anschluss daran freuen wir uns,
Olaf Kroggel von der Stiftung Wald für
Sachsen zu einem Vortrag über
Aufforstungsprojekte begrüßen zu dürfen."
Auch baulich muss an der alten
St.-Konrad-Kirche, die 1956 von Bischof
Otto Spülbeck geweiht wurde, einiges
geschehen. "Die Kirche steht unter
Denkmalschutz und ist der Gemeinde
wichtig. Wir überlegen, wie beispielsweise
die Energie hier selbst zu einem großen
Teil hergestellt werden kann,
beispielsweise durch eine Solarlage auf
dem Dach, was wegen des
Denkmalschutzstatus schwierig wird. Auch
räumliche Erweiterungen beziehungsweise
Umbauten wären gut, um Seminare und andere
Veranstaltungen anbieten zu können."
Cäcilia Reiprich und die anderen
Mitstreiter des Vereins Ökokirche Deutzen
laden dazu ein, beim Projekt mitzumachen.
"Uns ist es ein Anliegen, möglichst viele
Menschen mitzunehmen, Ältere genauso wie
Junge."