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Leipzig erwartet bis
zu 60.000 Besucher: Heute beginnt der
Katholikentag
Gauck spricht zur Eröffnung auf dem Markt
/ Papst sendet Videobotschaft / 1.000
Veranstaltungen bis Sonntag
Leipzig.
Bis zu 60.000 Besucher werden erwartet,
rund 30.000 Dauerteilnehmer reisen an,
über 1.000 Veranstaltungen stehen auf dem
Programm: Der 100. Katholikentag in
Leipzig wird ein Fest der Superlative.
Neben prominenten Namen wie
Bundespräsident Joachim Gauck,
Ministerpräsident Stanislaw Tillich oder
Bundesinnenminister Thomas de Maizière
haben sich auch bekannte Bands wie die
Wise Guys, die TV-Köchin Sarah Wiener oder
die amtierende Miss Germany Lena Bröder
angesagt. Die Jubiläumsveranstaltung steht
unter dem Motto "Seht, da ist der Mensch".
Nur zehn Prozent der mehr als tausend
Veranstaltungen seien Gottesdienste,
betont der Veranstalter, das
Zentralkomitee der Katholiken (ZdK). Alles
andere sind bunt gemischte
Podiumsdiskussionen, Workshops,
Beratungsangebote, Ausstellungen und fast
160 Konzerte. "Es ist eine
Herausforderung", sagt der ZdK-Präsident
Thomas Sternberg mit Blick auf den
geringen Katholikenanteil von 4,3 Prozent
in Leipzig. "Aber wir spüren einen
Aufbruch. Die Menschen hier sind nicht
kirchenfeindlich sondern offen für Neues."
So wurde extra für Leipzig der
Themenbereich "Leben mit und ohne Gott"
ins Programm gerückt, um Gespräche
zwischen Christen und Atheisten zu
eröffnen. Auch ungewöhnliche Orte des
Katholikentags sind in Leipzig gewollt. So
gibt es Streitgespräche im Pub oder
Andachten am Cospudener See.
Die Flüchtlingsdebatte ist ein anderer
Programm-Schwerpunkt. "Fremd ist der
Fremde nur in der Fremde", heißt ein
Podium mit Bundestagspräsident Norbert
Lammert. "Vergesst die Gastfreundschaft
nicht", lautet eine Veranstaltung mit
Bundesinnenminister Thomas de Maizière.
Los geht es heute Nachmittag
(Mittwoch, 25. Mai 2016) mit dem
offiziellen Festakt in der Oper, daran
schließen sich die Eröffnungsparty auf dem
Leipziger Markt (18:00 Uhr) und ein "Abend
der Begegnung" an. Zur Eröffnung wird auch
eine Videobotschaft des Papstes gesendet,
die Franziskus extra für das Leipziger
Glaubensfest verfasst hat. Das katholische
Hochfest Fronleichnam wird am
Donnerstagmorgen auf dem Augustusplatz
gefeiert und in der ARD übertragen. Für
Sonnabend laden die Katholiken in die
Innenstadt zum großen Straßenfest mit
langen weißen Tafeln und Picknickkörben
ein. Das Motto lautet dann: "Danke,
Leipzig". Sonntagvormittag gibt es den
großen Abschiedsgottesdienst auf dem
Augustusplatz. Bis zu 50.000 Menschen
werden hier erwartet.
Zum Auftakt hat die
ZdK-Vollversammlung eine Erklärung
verabschiedet, in der sich Christen und
Muslime gemeinsam gegen religiös
motivierte Gewalt aussprechen.
Leitartikel:
Glauben statt recht haben
von Peter Korfmacher
Beinahe
seit es Religionen gibt, wird in
ihrem Namen gemordet und gefoltert.
Mit ständig wechselnden Fronten und
ständig neuverteilten Rollen. Wer
heute Täter ist, kann morgen schon
Opfer sein - und umgekehrt. Da liegt
es nahe, die Religionen selbst für
das viele Leid verantwortlich zu
machen, das über die Jahrtausende
unter ihrem Deckmantel über die
Menschheit kam und kommt. Aber
erstens ließe sich dem
entgegenhalten, dass atheistische
Gesellschaften keineswegs per se die
friedliebenderen sind, auch sie
bisweilen eine Art negativer
Missionierung mit Feuer und Schwert
betrieben haben. Und zweitens ist
für das, was Menschen seit
undenklichen Zeiten Menschen antun,
keine Religion verantwortlich, schon
gar kein Gott.
Es sind immer Menschen. Und
denen geht es keineswegs immer um
Religion. Die Hintermänner der
Kreuzzügler, die im Mittelalter eine
breite Schneise des Todes quer durch
die damals bekannte Welt schlugen,
hatten vor allem Macht im Sinn. Bei
denen der Heiligen Krieger, die
mittlerweile zum Gegenbesuch
aufgebrochen sind, verhält es sich
nicht anders. Bei beiden gilt:
Welches heilige Buch auch immer sie
in den Händen halten oder im Geist,
während sie morden und brennen, es
kann nichts dafür.
Das ist die Kernaussage der
Erklärung "Keine Gewalt im Namen
Gottes", die der Gesprächskreis
"Christen und Muslime" gestern im
Vorfeld des Katholikentags in
Leipzig vorstellte. Sie trägt den
Untertitel "Christen und Muslime als
Anwälte für den Frieden".
"Gott zur Rechtfertigung von
Tötungen und Gewalttaten in Anspruch
zu nehmen, ist Gotteslästerung",
lesen wir da. Oder kurz und bündig:
"Heilige Kriege gibt es nicht", denn
"Bibel und Koran wollen die Menschen
zu Gerechtigkeit und Frieden
führen". Um dorthin zu gelangen,
sind "Feindbilder zu erkennen und zu
überwinden". Darum ist
"Gewaltprävention eine Aufgabe für
alle religiösen Menschen". Man kann
sie sofort unterschreiben, diese und
die anderen Thesen des Papiers.
Indes: Realisten oder Zyniker werden
schon am Ende der Präambel mit den
Schultern zucken: "Als
Gesprächskreis", steht da, "erteilen
wir jedweder vermeintlich religiös
motivierten Gewalt und dem
Missbrauch unserer Religionen eine
klare Absage" - das, mit Verlaub,
wird den geneigten Gotteskrieger
wenig interessieren.
Und doch ist es der einzige Weg.
Wer miteinander spricht, bringt sich
nicht um - vorausgesetzt es handelt
sich um ein Gespräch, bei dem es
beiden Seiten darum geht, die
jeweils andere zu verstehen. Nicht
darum, sie zu überzeugen. Beim
Gesprächskreis haben zwar wieder nur
die Gutwilligen einander zugehört.
Aber sie haben einen großen Schritt
in die richtige Richtung getan. Denn
hier liegt das Problem mit
Religionen und Weltanschauungen: Wer
etwas wirklich glaubt, der glaubt es
zu wissen. Wer etwas weiß, will
recht behalten. Spätestens dann hat
die Toleranz es schwer - und zur
Gewalt ist es nur noch ein kleiner
Schritt.
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Text: Olaf Majer, Leipziger Volkszeitung (25.05.2016) Foto: André Kempner |
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Papst-Botschaft für
Leipzig: "Gebt der Stimme der Armen mehr
Raum"
100. Katholikentag feierlich eröffnet /
Bundespräsident Gauck würdigt Einsatz von
Christen für Flüchtlinge
Leipzig.
Gelungener Auftakt für den 100.
Katholikentag in Leipzig. Bis zu 10.500
Gläubige feierten gestern (Mittwoch, 25.
Mai 2016) auf dem Markt eine fröhliche
Eröffnungsparty. Bundespräsident Joachim
Gauck sagte in seinem Grußwort, Staat und
Gesellschaft seien dankbar für den
selbstlosen Einsatz vieler katholischer
und evangelischer Christen für das
Gemeinwesen in Deutschland. "Sie sehen und
schätzen, was von ihnen hauptamtlich und
ehrenamtlich geleistet wird. In der
Aufnahme und Hilfe für die Flüchtlinge ist
das wieder einmal sehr deutlich geworden",
so Gauck.
Premiere
auf einem deutschen Katholikentag war die
Botschaft des Papstes, die per Video auf
die Großleinwand am Markt ausgestrahlt
wurde. Franziskus wandte sich dabei ganz
persönlich an die Besucher in Leipzig und
sagte: "Ich freue mich, dass Ihr in so
großer Zahl gekommen seid. Ihr wollt den
Menschen in Leipzig und in ganz
Deutschland zeigen, dass Ihr aus der
Freude des Evangeliums lebt." Der Papst
mahnte, die Hektik unserer Zeit zu
überwinden und sich mehr Zeit für Alte,
Kranke und Flüchtlinge zu nehmen und
bewusster mit der Umwelt zu leben. "Es ist
nicht das Machen oder der äußere Erfolg,
der zählt, sondern die Fähigkeit, stehen
zu bleiben, hinzuschauen, aufmerksam zu
sein gegenüber dem Mitmenschen und ihm zu
geben, was ihm wirklich fehlt", sagte das
Kirchenoberhaupt. "Gott will uns glücklich
sehen, voller Freude und Gelassenheit." In
heutigen Gesellschaft würden Menschen
dagegen viel zu schnell an den Rand
gedrängt. Man sehe oft nur den
geschundenen Menschen, "wie andere über
den Wert seines Lebens befinden und ihn in
Alter und Krankheit zum schnellen Sterben
drängen", meinte der Papst. Auch
Arbeitslose und Flüchtlinge würden
"bloßgestellt, hin und her gestoßen und
ihrer Würde beraubt".
Franziskus sagte unter großen Beifall
der Gläubigen, er habe eine Botschaft für
den Katholikentag: Er wünsche "allen, die
in Leipzig versammelt sind, dass sie in
ihrem Leben der Stimme der Armen und
Zerschlagenen immer mehr Raum geben."
Anschließend fand in der City ein Abend
der Begegnung statt. Heute beginnt das
Programm mit einem zentralen
Fronleichnam-Gottesdienst, Konzerten und
zahlreichen Podien.
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Text: Olaf Majer, Leipziger Volkszeitung (26.05.2016) Fotos: André Kempner |
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Heilige Messe in
Leipzig
Leipzig.
Rund 13.000 Menschen haben gestern
(Donnerstag, 26. Mai 2016) auf dem
Augustusplatz in der Leipziger Innenstadt
einen Fronleichnamsgottesdienst gefeiert.
Die Predigt hielt der Berliner Erzbischof
Heiner Koch. Der Gottesdienst war
Bestandteil des 100. Deutschen
Katholikentags, an dem bis zum Sonntag
rund 60.000 Gäste teilnehmen. Auf dem
Programm stehen unter dem Leitwort "Seht,
da ist der Mensch" mehr als 1.000
Diskussionsrunden, Workshops, Konzerte und
Gottesdienste.
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Text: Leipziger Volkszeitung (27.05.2016) Foto: André Kempner |
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Katholikentag: "Es
war eine gute Entscheidung, nach Leipzig
zu kommen"
Veranstalter zieht überaus positives
Zwischenfazit / Auch Hotel- und
Gastro-Branche zufrieden
Leipzig.
So viel Lob kommt fast einer
Heiligsprechung gleich: Thomas Sternberg,
der Präsident des Zentralkomitees der
deutschen Katholiken (ZdK), hat eine mehr
als positive Zwischenbilanz des 100.
Deutschen Katholikentages gezogen.
Zugleich zeigte sich der 64-jährige,
dessen Verband das Christen-Treffen
ausrichtet, von den Gastgebern begeistert:
"Es war eine gute Entscheidung, nach
Leipzig zu kommen", sagte der
CDU-Politiker aus Nordrhein-Westfalen
gestern (Freitag, 27. Mai 2016) gegenüber
der LVZ. "Das spezifische
Katholikentagsfeeling, diese Mischung aus
Beten und Diskutieren, aus Innehalten und
Feiern, ist in Leipzig voll da." Das Gros
der Messestädter, die überwiegend nicht
religiös und noch weniger katholisch sind,
vermittele den Gästen aus nah und fern das
Gefühl, willkommen zu sein. "Sicher, die
einen sagen: 'Was sind das für komische
Leute, die da mit grünen Schals
herumlaufen?' Zugleich gibt es aber auch
viele, die stellen fest: 'Mensch, ist ja
doch eine ganz interessante Truppe, diese
Katholiken'", freute sich Sternberg. "Wenn
am Ende der Eindruck hängen bleibt, dass
sich mit diesen merkwürdigen Vögeln von
Katholiken ja doch ganz gut reden lässt
und dass sie über Dinge nachdenken, die
mich auch bewegen, dann würde uns das sehr
freuen."
Der ZdK-Präsident sieht als ein
wichtiges Signal des Glaubensfestes, "dass
in diesen unruhigen, hoch
emotionalisierten Zeiten die besten
Tugenden Europas gefragt sind, nämlich
Dialog, Toleranz und Offenheit". Es gebe
kaum eine andere Stadt in Deutschland,
"die besser geeignet ist, diese Botschaft
zu transportieren, als Leipzig, die
altehrwürdige Messestadt, die immer schon
gewusst hat, was Internationalität
bedeutet und die mit der Friedlichen
Revolution 1989 bewiesen hat, dass sich
Prinzipien gewaltlos durchsetzen lassen".
32.000 Menschen hatten im Vorfeld eine
Dauerkarte für den fünftägigen
Veranstaltungsmarathon erworben. Bis
Freitagmittag kamen noch 4.000 Tagesgäste
hinzu - weniger als erwartet worden waren.
Für den heutigen Sonnabend rechnen die
Veranstalter allerdings mit deutlich mehr
Zuspruch. Zufrieden mit dem Mega-Event
zeigte sich Holm Retsch, Geschäftsführer
des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA
Sachsen. "Der Katholikentag bringt zwar
nicht die Einnahmen wie Buchmesse oder
Wave-Gotik-Treffen, für unsere Branche ist
er dennoch ein Segen." Vor allem aber sei
das friedliche Fest gut für Leipzigs Image.
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Text: Dominic Welters, Leipziger Volkszeitung (28.05.2016) Foto: André Kempner |
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"Danke, Leipzig!"
Katholikentag feiert großes Finale auf dem
Augustusplatz
25.000 bei Schlussgottesdienst / ZdK-Chef
fordert Diakonat der Frau /
Teilnehmerzahlen unter den Erwartungen
Leipzig.
Großes Finale beim 100. Deutschen
Katholikentag: Mit einem stimmungsvollen
Gottesdienst auf dem Leipziger
Augustusplatz ging das Jubiläumstreffen
gestern Mittag (Sonntag, 29. Mai 2016) zu
Ende.
Bei strahlendem Sonnenschein sangen,
beteten und feierten rund 25.000 Gläubige
und setzten einen eindrucksvollen
Schlusspunkt unter die fünf Tage von
Leipzig. Thomas Sternberg, Präsident des
Zentralkomitees der deutschen Katholiken
(ZdK), sagte unter dem Beifall der
Teilnehmer: "Danke, Leipzig! Danke den
Gastgebern! Wir waren gern hier, haben uns
wohl gefühlt und wurden mit
Gastfreundschaft beschenkt." Für ihn sei
das Signal von Leipzig, dass Christen
immer wieder den Dialog mit allen
Gesellschaftsgruppen suchen müssten.
Allerdings gebe es auch Grenzen: "Wir
wenden uns gegen alle, die Ängste und
Misstrauen säen." Zu den innerkirchlichen
Reformen, die auch der Katholikentag
besprochen habe, fand der ZdK-Präsident
überraschend klare Worte. Unter dem lauten
Jubel der Gläubigen sagte Sternberg: "Wir
wünschen uns den Diakonat der Frau."
Bislang sind Frauen in der katholischen
Kirche von diesem seelsorgerischen Dienst
ausgeschlossen.
Am
Wochenende hatten noch einmal zahlreiche
Podien, Konzerte und andere
Veranstaltungen Katholikentagsbesucher
angelockt. Höhepunkt war ein Straßenfest
am Sonnabend in der Innenstadt. Bei den
Teilnehmerzahlen blieb das Treffen von
Leipzig aber unter den Erwartungen. Statt
der erhofften 60.000 Besucher wurden
34.000 Dauerteilnehmer und 6.000 zahlende
Tagesgäste registriert. Allerdings war der
Besuch vieler Freiluft-Veranstaltungen
kostenfrei. Die kritische Basisbewegung
"Wir sind Kirche" zeigte sich enttäuscht -
ein echter Dialog mit Kirchenfernen sei in
Leipzig nicht zustande gekommen. Kardinal
Karl Lehmann, ehemals Chef der Deutschen
Bischofskonferenz, beklagte die oftmals
nur halbgefüllten Hallen bei den
politischen Podien. "Das ist nicht nur
Verdrossenheit", so Lehmann, "sondern ein
Stück weit Hoffnungslosigkeit."
Leitartikel:
Seht, da ist Leipzig!
von Olaf Majer
Braucht
es Gott zum Glücklichsein? Welch
eine Frage! Sagen zu Recht die
Teilnehmer des Katholikentages. Es
waren (zwar nur) 40.000
Ticketinhaber hier, in der stolzen
Bürgerstadt Leipzig - doch die
Gläubigen haben mit grünen Schals
und munteren Gesängen für ein buntes
Straßenbild gesorgt. Sie haben
fröhlich ihren Glauben gelebt und
mit ihrer guten Laune sogar manchen
in der Gastgeberstadt angesteckt.
Welch eine Frage! Sagen aber
auch entrüstet die Kirchenfernen,
die in Leipzig in der übergroßen
Mehrzahl sind. Die längst vergessen
haben, dass sie Gott vergessen
haben. Viele blieben skeptisch
gegenüber dem Treiben der
Ordensfrauen, Soutane-Träger und
Rucksack-Gläubigen, die so gar nicht
in eine Stadt zu passen scheinen, in
der nicht mal jeder 20. ein Katholik
ist. Und die trotzdem mit einer
Million EUR Zuschuss das
Glaubensfest großzügig bedacht hat -
die nächste Katholikenstadt Münster
gibt nur Sachleistungen.
Braucht es Gott zum
Glücklichsein? Für viele ist die
Frage längst beantwortet. Nach einer
aktuellen Umfrage können acht von
zehn Deutschen für ihr persönliches
Glück locker auf den Glauben
verzichten. Auf Kinder jeder Zweite.
Aber nur zwei von zehn Befragten
möchten das Internet missen. Das
sagt viel: Wer braucht schon den
Draht nach oben oder die Erdung mit
dem Nachwuchs auf der Krabbeldecke,
wenn es ein aufregendes Leben im
Datennetz mit
Highspeed-Geschwindigkeit gibt?!
Und doch ist glücklich, wer Gott
zum Sein braucht. Das hat dieser
Katholikentag gezeigt. Der viele
Fragen stellte und nicht alle
Antworten fand. Der nach Reformen
verlangte, damit Kirche im Leben der
Menschen nichts Fremdes ist. Der die
Herausforderung gewagt hat, auf
Kirchenferne zuzugehen. "Seht, da
ist der Mensch" - hieß das Motto.
"Seht, da ist Leipzig!" - lautet das
Echo. Die Stadt der Friedlichen
Revolution hat gezeigt, dass sie
friedliches Miteinander kann, selbst
wenn es manchmal nur ein
freundliches Nebeneinander war. Und
dass sie immer für eine kleine
Revolte gut ist. Wie zu
Fronleichnam, als sich ein
katholischer Priester und eine
evangelische Pfarrerin gegenseitig
segneten. Oder am Sonntag beim
Schlussgottesdienst, als der
Diakonat der Frau unter lautem Jubel
gefordert wurde. Wunderbar!
Dass der Glaube auch in Leipzig
nicht alle Berge versetzen kann,
zeigte leider die AfD-Ausladung von
allen Podien. Auch wenn deren
Führungsspitze mit giftigen
Äußerungen zu angeblichen
Millionengeschäften der Hilfswerke
mit Flüchtlingen und der
Verunglimpfung des
Fußball-Nationalspielers Jerome
Boateng alles für eine
Rechtfertigung des Bannstrahls gab:
Das hässliche Wort "Ausgrenzung" war
in der Welt. Und das passt schlecht
zur Einladung zum Dialog, die
explizit an alle ging.
Dennoch: Der 100. Katholikentag
war ein Leuchtfeuer. Dass es nun in
den Mühen der Ebene weitergeht und
die Strahlkraft von Leipzig nur
bedingt in jede christliche Gemeinde
reicht, liegt in der Natur der
Sache. Katholikentage und
evangelische Kirchentage sind
Festtage. Nicht mehr, aber auch
nicht weniger. Gott sei Dank!
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Text: Olaf Majer, Leipziger Volkszeitung (30.05.2016) Fotos: dpa & Wolfgang Zeyen |
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Seht, da ist der
Katholik
Das 100. Treffen der "größten Sekte" war
fröhlich wie immer, geistlicher und älter
als früher
Leipzig.
"Gott sei Dank, dass wir es gewagt haben.
Ich bin glücklich." Berlins Erzbischof
Heiner Koch sagte das bereits zur Halbzeit
des 100. Katholikentags in Leipzig. Und
richtig: Das Treffen unter dem Leitwort
"Seht, da ist der Mensch" geriet bis zum
Schluss eindrucksvoll, fröhlich und
friedlich.
Bedenken gegen Leipzig hatte es
reichlich gegeben: Eine Stadt mit kaum
fünf Prozent Katholiken, in der man
überdies heftig um den Millionenzuschuss
für die Veranstaltung stritt. Noch am
Eröffnungsabend schimpft der Cartoonist
Ralf König in der Leipziger Volkszeitung:
"Die Katholiken bilden nur eine größere
Sekte, warum sollte man als Außenstehender
deren Rituale bezuschussen?"
Dass Oberbürgermeister Burkhard Jung
bei der Eröffnungsparty seiner
Versicherung "Wir freuen uns!" den
Nachsatz "Glauben Sie es mir!"
hinterherschicken zu müssen glaubt, klingt
nicht eben restlos überzeugend. Das Flair
des Katholikentags "muss reinschwappen in
die Stadt", fügt Jung hinzu. Und siehe da:
Es schwappt. Gleich am Mittwochabend, so
empfindet es Leipzigs Propst Gregor Giele,
"veränderte sich praktisch innerhalb von
Minuten die Atmosphäre in der Stadt" - die
Leipziger hätten sich anstecken lassen von
der "heiteren Gelassenheit" der Gäste.
Für typische "Feeling" sorgt die
Eröffnung schon nach einer Viertelstunde,
dürfen 10.000 Besucher doch ein Medley der
Katholikentagshits mitsingen: "Wo Menschen
sich vergessen", "Unser Leben sei ein
Fest", "Jetzt ist die Zeit". Dass
Bundespräsident Joachim Gauck da ist und
Papst Franziskus seine Videobotschaft auf
Deutsch vorträgt, stärkt das
Selbstwertgefühl. Es geht also gut los,
und es geht gut weiter mit einem
Fronleichnamsgottesdienst, der starke
ökumenische Akzente setzt und dem keine
Prozession folgt, sondern ein abendlicher
Stationenweg bei Kerzenschein, der 12.000
in den Bann zieht.
Die politische Prominenz verliert
an Anziehungskraft
Der Umgang mit den Flüchtlingen ist
ein zentrales Thema - es ist kein
kontroverses. Kardinal Reinhard Marx sagt
beim Schlussgottesdienst: "Wenn jemand an
unsere Grenze kommt, wird er
menschenwürdig behandelt, dann bekommt
dieser Flüchtling ein faires Verfahren und
niemand wird zurückgeschickt in eine
Situation, in der Krieg und Verfolgung
herrschen." Solche und ähnliche Sätze sind
in Leipzig oft zu hören und finden
zuverlässig Beifall.
Während die geistlichen Angebote viel
Zulauf erfahren, haben es die Podien mit
der Politprominenz schwer. Selbst der
Bundespräsident füllt die Arena nur zur
Hälfte; die gähnende Leere in der Halle
bei einer Debatte mit
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles regt
einen Reporter gar zur Umformulierung des
Mottos an: "Seht, da ist kein Mensch".
Mit 34.000 Dauerteilnehmern
verzeichnet das Leipziger Treffen eine
ähnliche Resonanz wie die vorigen. Dass
die Zahl der jugendlichen Katholikentage
vorerst vorbei ist, bestätigt sich; rund
30 Prozent sind unter 30, gut 40 Prozent
über 50 Jahre alt.
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Text: Hubertus Büker, Tag des Herrn (05.06.2016) Foto: epd-bild |
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Katholikentag mit
Gottesdienst beendet
Leipzig.
Mit einem großen Gottesdienst auf dem
Augustusplatz in Leipzig ist der 100.
Deutsche Katholikentag zu Ende gegangen.
Für die Veranstalter sagte Thomas
Sternberg, der Präsident des
Zentralkomitees der deutschen Katholiken:
"Es war eine richtige Entscheidung nach
Leipzig zu gehen. Insgesamt haben die
Leipziger uns das Gefühl gegeben,
willkommen zu sein." - Ein besonderes
Fazit hat Sachsens Ministerpräsident
Stanislaw Tillich (CDU) gezogen: "Manch
ein Leipziger ist wieder wachgeküsst
worden und hat Interesse gefunden an dem,
was Katholiken oder auch Christen
überhaupt tun, wie sie leben und was sie
an und für sich in ihrem Leben führt", so
seine Hoffnung.
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Text: Tag des Herrn (05.06.2016) Foto: epd |
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100. Katholikentag in
Leipzig
"Halle überfüllt" hätte auch das Motto
des 100. Deutschen Katholikentages, vom
25. bis 29. Mai 2016, in Leipzig heißen
können. Für den einen oder anderen war es
sicherlich schade oder auch ärgerlich, die
gewünschte Veranstaltung nicht besuchen zu
können. Ist es aber nicht schön, dass der
Katholikentag mit solch einer Begeisterung
angenommen wurde und die Stadt Leipzig so
lebendig werden ließ? Die vielen begabten
Musiker, um die sich Menschentrauben
bildeten; die Straßenkünstler, die Leipzig
bunter machten; die Redner, die frischen
Wind in die Gedanken brachten; und alle
anderen Mitwirkenden, Helfer und
Organisatoren, die den Katholikentag für
viele Menschen zu einem unvergesslichen
Erlebnis machten. Doch nicht nur das
machte den in der Heimat stattfindenden
Katholikentag so bereichernd, vielmehr
waren es die zahlreichen Begegnungen mit
vielen bekannten, aber auch fremden
Gesichtern. Selbst allein war man auf dem
Katholikentag nicht allein.
Bereits der Abend der Begegnung wurde
seinem Namen gerecht. Ankommen, eintauchen
und einlassen in die Stadt und den Trubel.
Das umfangreiche Programm der folgenden
Tage mit Workshops, Konzerten,
Fachdiskussionen, Lesungen, Filmen u.v.m.
verschaffte dennoch Zeiten zum Besinnen
und Ruhig werden in Gebeten, Meditationen
oder Gesprächen. Auch ein Bummel über die
Kirchenmeile an der Leipziger Propstei
zeigte die Vielfalt der Kirche.
Verschiedenste Initiativen, Vereine und
Verbände hatten die Möglichkeit sich
vorzustellen, wie z.B. christliche
Juristen, homosexuelle Christen,
Altkatholiken, Initiativen katholischer
Priester und Frauen usw. Die Offenheit des
Kirchentages, insbesondere des Programms,
beeindruckte letztlich in gleicher Weise
nicht-christliche und christliche
Besucher, wie aus einigen Gesprächen zu
erfahren war. Die Themenvielfalt
verdeutlichte, dass die Kirche Platz für
jeden Menschen hat und darauf achten
möchte, was den Menschen wichtig ist und
was sie brauchen.
Ein gelungenes Ende nahm der
Katholikentag beim Abschlussgottesdienst
am Sonntag auf dem Augustusplatz, indem
noch einmal klare, zusammenfassende Worte
gefunden wurden. Fremdes solle nicht als
Bedrohung sondern als Bereicherung erlebt
und in Vertrautheit gewandelt werden -
durch Offenheit und Dialogbereitschaft.
Das Ziel muss sein, den Menschen in den
Blick zu nehmen, so einzigartig wie er
oder sie ist - ganz nach dem Motto des
Kirchentages "Seht, da ist der Mensch".
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Text: Sarah Kokot |
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Fotos: Sarah Kokot |
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