Rückblick
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Triduum zum 50-jährigen der Kirche St. Konrad
Weihe des Gotteshauses politisch imposant

Deutzen. Das Triduum zum 50-jährigen Bestehen der katholischen Kirche in Deutzen ist politisch imposant. 1956 schafften es die damals ansässigen Katholiken, St. Konrad unter antikirchlicher DDR-Diktatur zu bauen und einzuweihen. Grund genug für eine dreitägige Feier (Triduum), die akribisch vorbereitet wird.

Pfarrer Waldemar Styra nennt die Weihe St. Konrads "eine heroische Tat des christlichen Glaubens und der menschlichen Solidarität." Die Geschichte der katholischen Diaspora Deutzen beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich nach dem 1. Weltkrieg immer mehr Familien aus dem katholischen Bayern, der Oberpfalz und Niederschlesien in der Braunkohleregion niederließen und hier ihr Brot verdienten. Seit 1919 wird die Gemeinde von Borna seelsorgerisch betreut. Nach dem ersten Spatenstich am 3. April 1954 wurde das Gotteshaus im Dezember 1956 geweiht.

Der katholische Glauben ist hier in der Minderheit. Die Deutzener Kirchgemeinde schätzt Styra auf 150 Seelen. Katholisch seien nur etwa 2,9 Prozent der 47.000 Menschen, die im Gebiet von Borna bis Kitzscher leben, das den Betreuungsbereich der Pfarrei St. Joseph in Borna umfasst.

Für das Deutzener Festkomitee, dass das Jubiläum vorbereitet, ist es ein Herzenswunsch, auch die Menschen einzuladen, die die Wurzeln der Geschichte der katholischen Kirche in Deutzen sind. Styra schrieb einen Brief an die Gemeindeverwaltung Furth im Wald. In dieser bayrischen Region sollen die meisten Menschen leben, die Anteil an der Errichtung St. Konrads gehabt haben. "Die wollen wir gern zu dem Fest empfangen", so Styra. Wert legen die Mitglieder des Komitees, dem auch Bürgermeisterin Marika Nowak beisitzt, dass das 50-jährige für alle Christen und Atheisten offen ist. "Es wird einen ökumenischen Festgottesdienst mit der evangelischen Kirche geben", blickt der Pfarrer voraus. Auch Bischof Joachim Reinelt wird zu Besuch nach Deutzen kommen.
Text: Thomas Lieb, Leipziger Volkszeitung (13.05.2006)
Foto: Andreas Döring

Chronik lässt 50 Jahre Revue passieren
Fest und Buch zum 50. Weihejahrestag der Deutzener Kirche St. Konrad

Deutzen (kg). "Es ist fast alles in Sack und Tüten", sagt Waldemar Styra. Damit meint der Pfarrer des katholischen Pfarramtes in Borna die Vorbereitungen für den 50. Jahrestag der Kirche St. Konrad in Deutzen. Drei Tage soll das Fest dauern, vom 8. bis zum 10. September. "Ein Festkomitee ist seit einem Jahr mit der Organisation des Festes beschäftigt", erzählt Styra. Und auch die Kirche wird hergerichtet. "In der letzten Zeit wurde die Kreuzwegstation erneuert, und es wurden die Wände gemalert", sagt der Geistliche.

Das so genannte Triduum beginnt mit einem Rückblick. "Prälat Bernhard Rachwalski aus Leipzig schaut auf die 50 Jahre zurück" sagt Styra, der selbst erst seit 2002 Pfarrer in der Gemeinde ist. Einige geschichtliche Fakten sind ihm trotzdem bekannt. "Zwei Jahre dauerte Bau des Gotteshauses", weiß der gebürtige Pole.

Es waren die Bergarbeiter aus Niederbayern, Schlesien und dem Sudetenland, die die Kirche errichteten. Etwa 400 Menschen feierten damals regelmäßig Gottesdienst in der frisch geweihten Kirche St. Konrad. "1957 hatte Deutzen 4.200 Einwohner, davon waren 499 Menschen katholisch, also elf Prozent", rechnet der Pfarrer. Heute sind die Reihen deutlich gelichtet. "In Borna sind gerade mal zwei Prozent Katholiken. Die Deutzener Gemeinde hat etwa 50 Mitglieder." Dafür sei die Gemeinschaft sehr eng, freut sich Styra, der seit den 50er Jahren der fünfte Pfarrer der Deutzener Kirche ist.

Über die vier Pfarrer, die vor ihm die Gemeinde betreut haben, erzählt ein Buch, das die Pfarrei zum 50. Weihejubiläum herausbringen will. Zusammengestellt hat das der Deutzener Erwin Rümenapp. "Das Buch wird etwa 50 Seiten dick sein und eine Chronik der 50 Jahre enthalten", sagt Styra. Etwa 20 Fotos sind zu sehen, und es kommen viele Zeitzeugen zu Wort. 500 Exemplare will die Pfarrei drucken lassen.

Styra hofft auf eine große Leserschaft – nicht nur unter den Gemeindemitgliedern. Das Interesse an der Deutzener Kirche sei jedenfalls auch unter Nicht-Katholiken groß. "Viele Deutzener beteiligten sich an den Vorbereitungen für das Fest, und dazu laden wir auch jeden ein", so Pfarrer Styra.
Text: Leipziger Volkszeitung (13.07.2006)
Fotos: Andreas Döring

Katholische Gemeinde St. Joseph feiert in vier Wochen Triduum
Geschichtliche Wurzeln des Deutzener Gotteshauses gehen in den Bergbau zurück / Bischof Reinelt hält das Hochamt

Deutzen (thl). Die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der katholischen Kirche St. Konrad in Deutzen rücken immer näher. Ab dem 8. September wird das so genannte Triduum (dreitägige Feier) ins Haus stehen. Die katholische Gemeinde St. Joseph zu Borna bereitet das Fest vor.

Am Freitagnachmittag beginnt das Triduum mit der Eröffnung um 18:00 Uhr. Prälat Bernhard Rachwalski aus Leipzig wird einen Festvortrag halten. Am Sonnabend steht nicht weniger hoher Besuch an. Bischof Joachim Reinelt wird mit den Gästen das Hochamt feiern (16:00 Uhr). Ein gemeinsames Abendbrot mit anschließender geselliger Runde und Programm soll den zweiten Festtag abschließen. Am Sonntag hat sich die Gemeinde Gläubige anderer Konfessionen eingeladen. Ein ökumenischer Gottesdienst (10:00 Uhr) mit dem katholischen Pfarrer Waldemar Styra und seinem Regiser Kollegen der evangelischen Gemeinde, Wolfgang Sterling, soll den Höhepunkt des Geburtstages bilden. Das Triduum wird mit einer Dankandacht um 15:00 Uhr beendet.

Die Geschichte der Katholiken in Deutzen findet seine Wurzeln im Bergbau. Mit den Braunkohlewerken siedelten auch viele Katholiken in die Bornaer Gegend. Deutzen hatte keine katholische Kirche, und die Glaubensbrüder rangen viele Jahre um den Bau eines Gotteshauses. Nach dem ersten Spatenstich am 3. April 1954 und der Fertigstellung des Rohbaus im Juni 1956 konnte das Haus in jenem Jahr kurz vor Weihnachten geweiht werden.
Text: Leipziger Volkszeitung (11.08.2006)
Foto:

Deutzen feiert 50 Jahre Kirchweihe
Besuch von Bischof Reinelt als Höhepunkt in der katholischen Gemeinde

Deutzen. Die Deutzener werden das Triduum zum 50. Weihetag ihrer katholischen Kirche St. Konrad am Wochenende (8. bis 10. September 2006) wohl ewig in Erinnerung behalten. Fast ein Jahr lang hatte ein zwölfköpfiges Komitee das dreitägige Fest vorbereitet. Höhepunkt war das Hochamt mit Joachim Reinelt, Bischof des Bistums Dresden-Meißen, am Sonnabendnachmittag. Die dreitägige Feier endete gestern mit einem ökumenischen Gottesdienst.

Kurz vor dem Bischof-Besuch fand im großen Festzelt hinter der Kirche ein bunter Gemeindenachmittag statt. Wie Helga Benkel, eine Mitarbeiterin vom Festkomitee, erklärte, sollte mit möglichst vielen Menschen, ökumenisch und konfessionsübergreifend, zusammen gefeiert werden. "Darauf legt unser Pfarrer großen Wert", so die Deutzenerin. Pfarrer Waldemar Styra leitet die Pfarrgemeinde St. Joseph in Borna, zu der die Deutzener Kirche St. Konrad gehört und stand dem Festkomitee vor.

Kurze Zeit später wurde es unruhig in den Reihen. Die acht Ministranten der Pfarrgemeinde kündigten mit Kirchenliedern das Eintreffen des Bischofs an. Der ging ohne viel Aufsehen in die Kirche und winkte noch kurz zuvor den jungen Messdienern zu. "Er liebt die Jugend", sagten Konstanze Richter und Rahel Schruth, zwei Ministranten.

Während des Hochamtes reichten die Plätze für die vielen Besucher in der Kirche kaum. Styra eröffnete den Festgottesdienst mit den Worten: "Viele von uns schauen heute nach Bayern, wo der Papst aus Rom zu Besuch ist." Doch für die Deutzener sei auch der Besuch von Bischof Reinelt eine große Freude. Der erwiderte: "Doch die ist nicht so groß, wie die auf den Papst." Gelächter in der Kirche. Reinelt ging in seiner Rede auf das Geleistete der Deutzener Kirchgemeinde ein, aber auch auf die Gefahren der heutigen Zeit. "Kirche ist nicht nur 50 Jahre eines Gebäudes, sondern Kirche seid ihr selbst."

Das Triduum begann bereits am Freitagabend, unter anderem mit einem Festvortrag von Prälat Rachwalski aus Leipzig und einer Laudatio von Rainer Lankes, der viele Jahre lang zur katholischen Gemeinde Deutzens gehörte. Der heutige Böhlener ging auf die Erbauer der heutigen Kirche ein, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts vorwiegend aus dem Bayrischen Wald aber auch aus Schlesien kamen. Die Chronik dazu wurde auch vom Deutzener Kirchgemeinde-Mitglied Erwin Rümenapp aufwändig in der Broschüre "Vom Werden und Wachsen einer katholischen Gemeinde" aufgearbeitet. Mibrag-Mitarbeiterin Dr. Angelika Diesener sprach zur Eröffnung über die Geschichte der Katholiken in Deutzen, die ihre Wurzeln im Bergbau haben. Mit den Braunkohlewerken siedelten auch viele Katholiken in die Bornaer Gegend.
Text: Peter Krischunas, Leipziger Volkszeitung (11.09.2006)
Fotos: Peter Krischunas

"Die Opfer haben sich gelohnt"
Bornaer Pfarrei St. Joseph feierte den 50. Weihetag der St. Konrad - Kirche in Deutzen

Deutzen. In Gedanken war die Festgemeinde zum 50. Weihetag der Deutzener St. Konrad - Kirche am 9. September oft in Bayern. Und das nicht nur, weil kurz vor dem Festhochamt der "bayrische Papst" auf dem Münchner Flughafen gelandet war.

Von bayrischen Bergleuten, die in Deutzen Arbeit gefunden hatten, war die Gemeinde als Außenstation der Bornaer St. Joseph - Gemeinde im vorigen Jahrhundert gegründet worden. Zum Kirchenpatron hatten sie den Altöttinger Klosterpförtner Konrad von Parzham erkoren, der in Bayern seinerzeit äußert populär war. Das Gotteshaus baute die Gemeinde – seit dem Krieg um viele schlesische Flüchtlinge erweitert – mit Holz aus dem Bayrischen Wald und mit sächsischen Steinen. Unter anderem verwendeten sie Baumaterial der kriegszerstörten Leipziger Propsteikirche St. Trinitatis, deren Wiederaufbau die staatlichen Behörden nicht genehmigt hatten.

Für Rainer Lankes, dessen Eltern aus Bayern nach Deutzen kamen, ist es jedesmal eine besondere Freude, wenn er auf dem Weg nach Deutzen schon von weitem das außergewöhnliche große Gotteshaus erblickt. "Die Kathedrale von Borna" nennt er es liebevoll. Auch wenn er zur Zeit des Kirchenbaus noch sehr jung war, erinnert er sich doch sehr gut daran, was es für die Deutzener Katholiken bedeutete, endlich ein Zuhause zu haben.

Dass den Katholiken zu unterschiedlichen Zeiten immer wieder heftiger Gegenwind ins Gesicht blies, ruft die Festzeitschrift in Erinnerung, die Erwin Rümenapp zusammengestellt hat. Beispielsweise ist darin zu lesen, dass 1941 ein Gastwirt den bis dahin vermieteten Gottesdienstraum kündigte und dass dem Bornaer Priester verboten wurde, mit dem Auto zu Gottesdiensten in die Außenstationen zu fahren. Alle kirchlichen Veranstaltungen fanden in dieser Zeit in der Stube eines Gemeindemitgliedes statt. Da dort nicht so viele Gläubige Platz fanden wie zuvor im Gasthaus, musste sonntags die Zahl der Messen auf zwei erhöht werden. Bei Wind und Wetter kam der Pfarrer in dieser Zeit zu Fuß in die Außenstation.

Der damalige Pfarrer Christian Köhler schrieb in der Pfarrchronik: "All die Opfer, die gerade für Deutzen gebracht wurden, haben sich gelohnt. Viele Familien wurden in ihrem Opfergeist und in ihrer Treue bestärkt."

Auch in der DDR gab es immer wieder Schwierigkeiten. 1958 beispielsweise kündigte der Deutzener Schulleiter den Schulraum für den Religionsunterricht. Eine Reihe von Orten, die zum Einzugsgebiet der Gemeinde gehörten, mussten im Laufe der Zeit der Braunkohle weichen, auch der alte Deutzener Ortskern mitsamt der evangelischen Kirche wurde in den 60er Jahren weggebaggert. Seit dieser Zeit erfahren die evangelischen Christen bei größeren Gemeindeveranstaltungen Gastfreundschaft in der katholischen St. Konrad - Kirche.

Auch wenn die Schar der Deutzener Gläubigen klein geworden ist, ist die St. Konrad - Kirche als größtes Gotteshaus im Pfarrgebiet mitsamt ihrem großzügigen Außengelände doch nach wie vor belebt. Zum Beispiel finden hier regelmäßig katholische Jugendzeltlager statt. Beim Kirchjubiläum brachten sich nicht nur die Deutzener, sondern Gemeindemitglieder aus der gesamten Bornaer Pfarrei und aller Außenstationen ein. "Wir sind hier schon einige Schritte auf dem Weg des Zusammenwachsens gegangen", sagt der Bornaer Pfarrer Waldemar Styra.

Einer dieser Schritte war zum Beispiel das ökumenische Projekt "neu anfangen", bei dem Christen der Region das Gespräch über den Glauben suchten – miteinander und mit aufgeschlossenen Bürgern ohne Bezug zur Kirche. Prälat Bernhard Rachwalski aus Leipzig ermutigte die Gemeinde in seinem Festvortrag, weiter in dieser Richtung aktiv zu sein. Es werde für die Katholiken in der ostdeutschen Diaspora immer wichtiger, Hemmschwellen zu überwinden und auf die Mitbürger zuzugehen.
Text: Dorothee Wanzek, Tag des Herrn (17.09.2006)
Foto: Dorothee Wanzek

Deutzen hat wieder eine Bank
VR Bank stiftet St. Konrad Jubiläumsgeschenk

Deutzen (thl). Deutzen hat wieder eine Bank. Zwar kann diese Nachricht die Kunden der Anfang des Jahres nach Regis-Breitingen umgezogenen Sparkasse nicht trösten. Aber bei der Bank, die Erwin Kießling, Vorstand der VR Bank Leipziger Land, und Prokuristin Corinna Dreßel an die katholische Kirchgemeinde übergaben, handelt es sich um ein nicht minder interessantes Stück.

Die Mitglieder der katholischen Gemeinde St. Konrad in Deutzen sind seit Mittwoch (4. April 2007) in Besitz mehrerer aus Gusseisen und Holz gefertigten Parkbänke, die von Helga und Josef Benkel sowie Erwin Rümenapp dankend entgegen genommen wurden. Pünktlich zum Beginn der warmen Jahreszeit sollen die Sitzgelegenheiten auf dem Gelände der St. Konrad - Kirche aufgestellt werden. Familie Benkel, die 2006 anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Deutzener Kirche eine Spendenaktion initiiert hatte, freute sich besonders. "Unsere Arbeit hat sich gelohnt", sagte Frau Benkel. Die Vertreter der VR Bank folgten der Einladung, das Gotteshaus zu besichtigen und Interessantes aus deren einzigartiger Geschichte zu erfahren. Hobbyhistoriker Erwin Rümenapp, der das Werden und Wachsen der katholischen Gemeinde recherchiert und dokumentiert hat, wusste beispielsweise zu berichten, dass das für den Kirchenbau benötigte Holz im Jahre 1955 vom damaligen Pfarrer Köhler aus dem Bayrischen Wald geholt wurde. Sehenswert ist die Deutzener Kirche auf jeden Fall. Beste Gelegenheit dafür bietet ein Osterausflug mit einer Sitzprobe auf den neuen Bänken.
Text: Leipziger Volkszeitung (07.04.2007)
Foto: privat
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