Der Stein wiegt schwer
in meiner Hand
ZDF-Fernsehgottesdienst zum Weltgebetstag der
Frauen aus Neukieritzsch
Neukieritzsch. Der ZDF-Fernsehgottesdienst
zum "Weltgebetstag der Frauen" wurde erstmalig
aus einer ostdeutschen Kirche, der
Katharina-von-Bora-Kirche in Neukieritzsch,
übertragen.
Ein Vorbereitungskreis mit evangelischen
und katholischen Frauen gestaltete den
ökumenischen Gottesdienst zusammen mit
Pastorin Elisabeth Rupp in der neuen und erst
1998 eingeweihten Kirche.
Thema des diesjährigen Weltgebettages ist
die Situation der Frauen in Rumänien. Was
verbindet deutsche und rumänische Frauen? Da
ist "das blaue Band der Donau", wie es im
Gottesdienst hieß. An einer Seitenwand wurde
dieses Band mit einem blauen Tuch inmitten
von Fotos aus Rumänien dargestellt. Genauso
wie in Ostdeutschland erkämpften sich die
Menschen in Rumänien vor bald 13 Jahren eine
wirtschaftliche und politische Wende. Anders
als in Ostdeutschland gab es bei der
"Revolution", wie die Rumänen die Wende in
ihrem Land nennen, Tote und Verletzte zu
beklagen.
In Rumänien bezeichnen sich fast 99
Prozent der Bevölkerung als Christen. Viele
Gläubige sind orthodox, und orthodoxe
Klöster erfahren inzwischen eine neue
Blütezeit.
Die soziale Lage sieht nicht gut aus.
Das staatliche Gesundheitssystem ist
zusammengebrochen und die Altersversorgung
mangelhaft. Die rumänischen Frauen haben
an dieser Situation besonders schwer zu
tragen.
Der erste Freitag im März eines jeden
Jahres ist der konkrete Termin für den
Weltgebetstag der Frauen. Ein Tag, der
geeignet ist, um Vergleiche mit Frauen aus
anderen Ländern zu ziehen und die eigenen
Probleme neu wahrzunehmen: "Wenn ich weiß,
dass eine andere für mich betet, führt es
mich aus meiner Schwierigkeit heraus."
Deshalb wurden im Gebet Klagen über die
Situation in Rumänien sowie über die in
der deutschen Gesellschaft zusammen
ausgesprochen. Wachsender Nationalismus,
Armut, viele Abtreibungen und Frauenhandel
in Rumänien, wachsende Gewaltbereitschaft
und die Zuwendung zu falschen Werten in
der deutschen Gesellschaft waren Inhalte
der Klagen. Die Frauen schlossen im
Gottesdienst jede Klage mit den Worten:
"Deshalb wiegt der Stein so schwer in
meiner Hand." Sie legten jeweils einen
Stein um eine Kerze. Die Gemeinde
antwortete auf jede Klage mit dem
Gebetsruf: "Gott, erbarme dich. Gott,
erbarme dich durch deine große
Barmherzigkeit."
In der Form einer Dialogpredigt wird
"das Gebet, das etwas bewirken kann",
thematisiert. Pastorin Rupp gab dabei mit
zwei Frauen aus dem Vorbereitungskreis zu
bedenken, dass zum Gebet für andere auch
das Wissen über die Situation des anderen
gehört. Deshalb floss die Information über
einen ökumenischen Selbsthilfekreis
arbeitsloser Frauen im siebenbürgischen
Heltau in die Verkündigung ein.
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