Rückblick
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"Ich freue mich auf die Menschen"
Heinrich Timmerevers wird Bischof von Dresden-Meißen

Dresden/Vechta. Seit sieben Monaten ist das Bistum Dresden-Meißen ohne Bischof - nun gibt es einen neuen Oberhirten. Der Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers wechselt nach Dresden und wird 50. Bischof der drittkleinsten deutschen Diözese. Die Ernennung durch Papst Franziskus wurde gestern (Freitag, 29. April 2016) zeitgleich 12:00 Uhr im Vatikan, in Dresden und Vechta bekanntgegeben. Der 63-jährige Timmerevers tritt damit die Nachfolge von Heiner Koch an, der seit September 2015 Erzbischof von Berlin ist. Ein Termin dafür steht allerdings noch nicht fest. Er komme als "Lernender" und wolle Neues kennenlernen, sagte Timmerevers in Vechta. Die katholische Kirche in Ostdeutschland sei in der Diasporasituation und habe in schweren Zeiten den Glauben durchgetragen. "Das beeindruckt mich sehr." Er freue sich auf die Menschen, "auf viele gute Begegnungen und Gespräche".

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) gratulierte: "Ich habe Bischof Timmerevers als zupackenden Baumeister der heutigen Kirche kennengelernt, der nicht nur lateinisch, sondern auch lebensnah spricht." Das seien gute Voraussetzungen, um die Kirche in Sachsen in die Zukunft zu führen.

Timmerevers, der als eines von sechs Kindern einer Landwirtschaftsfamilie im Kreis Cloppenburg aufwuchs, ist seit 2001 Weihbischof im Bistum Münster. Die Auswahl habe ihn sehr berührt und gefreut, "aber auch innerlich aufgewühlt", schrieb er an seine künftigen Gemeinden in Sachsen und Ostthüringen. Seiner neuen Aufgabe will er auch sprachlich gerecht werden. Zwar könne er Plattdeutsch, so Timmerevers. "Aber das ist etwas anders als Sächsisch. Ich muss es lernen." Sachsen sei ein Land, das er nicht kenne, als Tourist sei er aber schon in Dresden gewesen. In zehn Tagen will er erstmals offiziell kommen und auch beim Deutschen Katholikentag im Mai in Leipzig dabei sein.
Text: Christiane Raatz, Leipziger Volkszeitung (30.04.2016)
Foto: dpa

Volksnah und leitungserfahren
Rechtzeitig zum Katholikentag - Weihbischof Heinrich Timmerevers zum Dresdner Bischof ernannt

Dresden (tdh). Der bisherige Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers (63) ist neuer Bischof von Dresden-Meißen. Am 29. April 2016 wurde seine Ernennung zeitgleich im Vatikan, in Dresden und in Vechta bekanntgegeben.

Domdekan Klemens Ullmann, der die päpstliche Ernennungsurkunde in Dresden verlas, zeigte sich erfreut, "dass wir noch vor dem Katholikentag den Namen unseres neuen Bischofs bekanntgeben können." Er beschrieb Heinrich Timmerevers als "bodenständig und nahe beim Volk". Er sei "ein hervorragender Hirte, der bereits in der Leitung einer Teilkirche, dem Bischöflich Münsterschen Offizialat, langjährige Erfahrung mitbringt", hob Andreas Kutschke vor Journalisten und Mitarbeitern der Bistumsverwaltung hervor. Er hatte das Bistum nach dem Wechsel von Bischof Heiner Koch nach Berlin während der vergangenen sieben Monate geleitet.

Geboren als Landwirtssohn in Nikolausdorf im Kreis Cloppenburg wuchs Heinrich Timmerevers "selbstverständlich katholisch" auf. 1980 wurde er zum Priester geweiht. Nach Kaplanszeit, Jahren als stellvertretender Leiter des Collegium Borromaeum und Domvikar am St.-Paulus-Dom in Münster sowie ab 1990 als Pfarrer in Visbek ernannte ihn Papst Johannes Paul II. 2001 zum Weihbischof im Bistum Münster.

Als Bischöflicher Offizial trug er Verantwortung für die katholische Kirche im Oldenburger Land. Der Offizialatsbezirk Oldenburg mit Sitz in Vechta umfasst den niedersächsischen Teil des Bistums Münster. Rund 265.000 Katholiken sind hier in 41 Pfarreien zuhause. Das Offizialat Vechta nimmt dabei die bischöfliche Amtsgewalt für diesen Teil der Diözese Münster wahr - eine kirchenrechtlich weltweit einmalige Konstruktion.

Sein Wahlspruch: "Suchet, wo Christus ist"

Während in den beiden südlichen Landkreisen Cloppenburg und Vechta die Katholiken die Mehrheit der Bevölkerung stellen, leben sie im Norden in einer deutlichen Diasporasituation. Den Menschen immer wieder aufs Neue das Evangelium und den Glauben nahebringen, das hat Heinrich Timmerevers als Weihbischof ins Zentrum seiner Arbeit gerückt. Sein Wahlspruch lautet "Suchet, wo Christus ist".

Die ostdeutsche Diasporasituation wird für ihn Neuland sein. "Ich bin gespannt auf die Herausforderungen, die mich erwarten und lasse mir gerne von Ihnen Ihr Land zeigen", schreibt der neue Bischof in einem Brief an die Katholiken seines neuen Bistums. Es beeindrucke ihn sehr, dass die Kirche hier in schweren Zeiten den Glauben durchgetragen habe. Er komme als Lernender nach Sachsen und Ostthüringen und freue sich auf viele Begegnungen, darauf Neues kennenzulernen und mit den Menschen, die hier leben, Kirche zu sein.

Die Amtseinführung von Bischof Timmerevers wird voraussichtlich erst nach den Sommerferien stattfinden. Eine erste Gelegenheit, ihren neuen Bischof kennen zu lernen, werden seine Diözesanen beim Leipziger Katholikentag haben.
Text: Tag des Herrn (08.05.2016)
Foto: Johannes Hörnemann

Der Durchbruch der Freude
Rasches Auswahlverfahren und ausgiebige Bedenkzeit - Heinrich Timmerevers ist Dresdner Bischof

Dresden. Weihbischof Heinrich Timmerevers war unter den passionierten Gerüchteköchen im Bistum Dresden-Meißen nicht gehandelt worden. Was sprach für den erfahrenen Mann aus der oldenburgischen Volkskirche? Domdekan Klemens Ullmann nennt drei Gründe.

"Er hat große Leitungserfahrung in der Kirche, er ist nah dran an den Menschen und er ist ein Mann mit Leidenschaft für den ökumenischen Dialog." Mit diesen Vorzügen des künftigen Dresdner Bischofs begründete Klemens Ullmann vor Journalisten und Mitarbeitern der Dresdner Bistumsverwaltung die Wahl des Domkapitels.

Als Leiter des Wahlgremiums durfte er zwar nichts über die Alternativen verraten, die dem Bistum entgangen sind, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, erlaubte er sich aber doch. Mehrfach habe er in den Tagen zwischen Wahl und Ernennung mit Heinrich Timmerevers telefoniert. Über den anfänglichen Schock habe er ihn hinwegzutrösten versucht, erzählte der Domdekan schmunzelnd: "Halb so schlimm, Sie sind ja nicht Papst geworden ...!" Von Tag zu Tag mehr sei der Schreck freudiger Erwartung gewichen.

"Jetzt bin ich bereit und verlasse meine Oldenburger Heimat, um zu Ihnen in die Diözese zu kommen", schreibt der neue Bischof in einem ersten Brief an die Katholiken in seinem Bistum. "Mich trägt in dieser Stunde das Wort, das an Abraham erging: 'Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und von deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde.'"

Zu den ersten Gratulanten, die nicht nur Timmerevers, sondern auch den Gläubigen im Bistum gratulierten, gehörte sein Vorgänger, Berlins Erzbischof Heiner Koch. Er freue sich, "dass die Zeit der Vakanz, an der ich nicht ganz unschuldig bin, so schnell beendet wurde."

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) betonte, er habe den neuen Bischof "als zupackenden Baumeister der heutigen Kirche kennengelernt". Das seien "gute Voraussetzungen, um die Kirche in Sachsen in die Zukunft zu führen und Religion für Gläubige und glaubensferne Menschen sichtbar und erlebbar zu machen". Er könne helfen, "Brücken zu bauen und den Zusammenhalt in Sachsen zu befördern". Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) begrüßte die Ernennung. Er bescheinigte Timmerevers ein "herausragendes Engagement" im Malteser-Orden und in der Bischofskonferenz.

In der Deutschen Bischofskonferenz arbeitete Heinrich Timmerevers acht Jahre lang in der Jugendkommission mit. Er ist Mitglied der Kommission für geistliche Berufe und der Adveniat-Kommission und leitet die Arbeitsgruppe "Institute des geweihten Lebens". Beim Malteser Hilfsdienst ist er Bundesseelsorger. Wie sein Vorvorgänger Joachim Reinelt gehört er der Fokolarbewegung, einer geistlichen Gemeinschaft, an.

Hintergrund: Wie wurde der Bischof bestimmt?

Anders als in den Nachbarbistümern Bistümern Berlin, Erfurt, Görlitz und Magdeburg gilt im Bistum Dresden-Meißen nicht das Preußische, sondern das Badische Konkordat. Für die Wahl des Bischofs bedeutet dies, dass das Domkapitel in Rom eine aktuelle Liste geeigneter Kandidaten vorlegt. Darüber hinaus ist der Bischof angehalten, dem Vatikan alljährlich eine Zusammenstellung geeigneter Nachfolger zuzusenden.

Unter Würdigung dieser Kandidatenlisten erstellt der Heilige Stuhl eine Auswahl mit drei Vorschlägen, darunter muss ein Kandidat sein, der Priester des Bistums Dresden-Meißen ist. Aus dieser Dreiergruppe wählt das Domkapitel in freier und geheimer Wahl den neuen Bischof. Wahlberechtigt waren sechs Domkapitulare und ein Ehrendomkapitular. Der 102-jährige Ehrendomkapitular Hermann Scheipers durfte nicht mitwählen. Als 99-jähriger hatte er vor drei Jahren noch an der Wahl von Heiner Koch teilgenommen. Zwischenzeitlich hat das Domkapitel jedoch sein Statut geändert. Seither sind Ehrendomkapitulare nur noch bis zu ihrem 75. Geburtstag wahlberechtigt.
Text: Dorothee Wanzek, Tag des Herrn (08.05.2016)
Foto: Dorothee Wanzek

Gekommen, um zu bleiben
Bischof Heinrich Timmerevers freut sich auf sein neues Bistum

Dresden. Am 27. August wird der Müsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers als Bischof von Dresden-Meißen eingeführt. Anfang der vergangenen Woche war er erstmals zu Besuch im neuen Bistum. Unter anderem gab er dabei seine erste Dresdner Pressekonferenz.

Nach ersten Begegnungen mit künftigen Mitarbeitern und mit dem evangelischen Landesbischof Carsten Rentzing stellte sich Bischof Heinrich Timmerevers vergangenen Dienstag (10. Mai 2016) sächsischen Medienvertretern vor. Er gab Auskunft über seinen bisherigen Werdegang und seine Erwartungen an die künftige Aufgabe. Unter anderem äußerte er sich über...

erste Eindrücke von Dresden: Ich habe begonnen, dieses Bistum kennen, lieben und schätzen zu lernen und bin sehr bewegt über das große Willkommen, das mir hier bereitet wird.

die größten Herausforderungen in seinem bisherigen Verantwortungsbereich, dem Oldenburger Münsterland: Im Bistum Münster haben wir gerade einen mühsamen Prozess der Umstrukturierung abgeschlossen, bei dem wir Gemeinden zusammenführen mussten. Der Hintergrund war auch bei uns, dass weniger Personal und Geld zur Verfügung steht und auch die Zahl der aktiven Gemeindemitglieder zurückgeht. Die entscheidende Frage war für uns, wie wir Gemeinden dort, wo Glaube noch lebendig ist, stützen und stärken können. Wir haben dafür auch manches Neue begonnen. Als Schwerpunkte, die wir in meinem Verantwortungsbereich gesetzt haben, kann ich die Urlauberseelsorge an der Nordseeküste nennen. Dort haben wir sogar eine neue Kirche gebaut. Mitten in Oldenburg ist das Forum St. Peter entstanden, eine Art Citypastoral, die uns ins Gespräch mit Suchenden bringen soll. Im Südoldenburgischen haben wir den einzigen Wallfahrtsort belebt, den es dort gibt. Wir haben einiges ausprobiert, zum Beispiel in der Stärkung und Qualifizierung Ehrenamtlicher.

konkrete Erwartungen: Ich werde viel lernen. Und ich werde begreifen müssen, was es bedeutet, gemeinsam mit den evangelischen Christen in der Minderheit zu sein. Mir ist bewusst, dass dieses Bistum sehr vielfältig ist, dass die Menschen in den verschiedenen Landstrichen unterschiedlich ticken. Ich freue mich darauf, das zu entdecken.

Ökumene: Die Begegnung mit dem sächsischen Landesbischof hat mich sehr gefreut. Auch mit dem Landesbischof der oldenburgischen Kirche stehe ich seit langem in intensivem Austausch. Unter uns ist ein großer Konsens darüber, dass wir nicht zueinander finden, indem wir die jeweiligen Profile unserer Kirchen abreiben, sondern indem wir das jeweils andere als Reichtum entdecken. Ich habe sehr viel aus Gesprächen mit evangelischen Christen lernen können. Wichtig scheint es mir, dass wir uns gemeinsam auf die Mitte unseres Glaubens konzentrieren und uns von daher auf den Weg machen. Dass das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr als ein Christusjahr angelegt sein soll, passt dazu. Wenn wir in diesem Jahr gemeinsam auf Christus schauen, sehe ich dem froh und gelassen entgegen.

seine Absicht, sich öffentlich zu gesellschaftlichen Themen zu äußern: Über die Pegida-Demonstrationen in Dresden war ich bislang nur über die Medien informiert. Gestern Abend habe ich sie während eines Gottesdienstes in der Hofkirche erstmals unmittelbar akustisch wahrgenommen. Das hat durchaus eine Wirkung auf mich. Damit umzugehen muss ich noch lernen. Klar ist: Wenn es um die Würde des Menschen geht, dürfen wir als Kirche keinesfalls schweigen. Für mich ist jeder Mensch ein Würdenträger, und dafür möchte ich auch das Wort ergreifen.

die Dauer seiner Amtszeit: Ich komme nicht zum Praktikum. Ich freue mich auf den Dienst hier und möchte Bischof von Dresden-Meißen bleiben, bis meine Amtszeit mit 75 Jahren regulär endet.

die Rolle kirchlicher Laiengremien: Mehr denn je kann das Bischofsamt nur aus einem intensiven Dialog mit den Gläubigen heraus funktionieren. Die Antworten auf die Fragen der Zeit und der Menschen kann ein Bischof nicht aus sich heraus finden, wir müssen gemeinsam danach fragen und suchen und zum Teil auch entscheiden. Insofern spielen die Vertreter der Gruppen und Gemeinden eine wichtige Rolle.

Hobbys: Ich liebe Musik, war auch schon einmal bei einem Konzert in der Semperoper. Ich erhole mich, wenn ich mich körperlich verausgabe, beim Wandern in den Bergen oder beim Fahrradfahren. Inwieweit ich dafür Zeit finden werde, wird sich zeigen. Natürlich gehe ich nicht nach Dresden, um hier meine Hobbys zu pflegen.

seine Zugehörigkeit zur Fokolarbewegung: Ich habe diese Bewegung als Student kennengelernt, und sie hat mir sehr geholfen, meinen Weg als Christ zu finden. Sie hat mich in meinem Leben und Dienst geprägt und ist mir Kraft und Lebensquelle. Als Bischof gehöre ich aber nicht einer einzelnen Gruppe, sondern bin inmitten der Kirche für alle da. Menschen zu einer Gemeinschaft zusammen zu führen und zu halten, gehört aber gerade sehr zentral zur Spiritualität der Fokolarbewegung.

seine Katholikentags-Präsenz: Schon vor meiner Ernennung stand fest, dass ich in Leipzig bei drei Programmpunkten vertreten bin. Sie ergeben sich aus meinen Aufgaben in der Bischofskonferenz: Als Mitglied der Adveniat-Kommission leite ich gemeinsam mit einem Weihbischof aus El Salvador einen Gedenkgottesdienst für Bischof Oscar Romero. In einem Podium über den Beitrag geistlicher Gemeinschaften zum Gelingen von Ehe und Familie nehme ich als Leiter der Bischöflichen Arbeitsgruppe "Kirchliche Gemeinschaften und geistliche Bewegungen" teil. In dieser Funktion feiere ich auch einen Gottesdienst aller Gemeinschaften und Bewegungen Deutschlands mit. Ich nehme am Katholikentag als ernannter, aber noch nicht eingeführter Bischof teil. Ich bin also präsent, übernehme dort aber noch keine Aufgaben für das Bistum.
Text: Dorothee Wanzek, Tag des Herrn (15.05.2016)
Foto: Dorothee Wanzek

"Ich bin sehr bodenständig und erdverwachsen"
Von Münster nach Sachsen: Heinrich Timmerevers wird morgen neuer Bischof des Bistums Dresden-Meißen

Dresden. Zwei Tage nach seinem 64. Geburtstag wird Heinrich Timmerevers, bisher Weihbischof in Münster, morgen (Samstag, 27. August 2016) um 10:00 Uhr, in Dresden in der Kathedrale (Katholische Hofkirche) während einer Heiligen Messe in sein Amt als 50. Bischof des Bistums Dresden-Meißen eingeführt. Erfahrung mit Veränderungen bringt er mit.

Frage: Herr Bischof, mit Ihrem Weggang aus dem Bistum Münster, haben Sie während Ihrer ersten Heiligen Messe am 9. Mai in Dresden gesagt, verlassen Sie "Land, Verwandtschaft und Vaterhaus" - mit einem etwas mulmigen Gefühl. Ist das geblieben?
Heinrich Timmerevers: Nein. Ich lasse zwar Freundschaften und ein Team zurück, mit dem ich in den letzten 14 Jahren zusammengearbeitet habe. Aber auch hier habe ich ganz motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden und viele, die ihre Gemeinden engagiert mitgestalten. Deshalb bin ganz zuversichtlich.

Der Offizialatsbezirk Vechta des Bistums Münster im Nordwesten Niedersachsens, von wo Sie herkommen, gilt als Hochburg der Katholiken. Eine komfortable Situation für Sie?
Der südliche Teil ist traditionell katholische geprägt. Der Norden war eine "protestantische Region". Katholiken kamen nach dem Zweiten Weltkrieg als Heimatvertriebene dorthin. Deshalb habe ich nicht nur das katholische Leben, sondern auch das Leben der Katholiken in der Diaspora kennengelernt.

Aufgewachsen sind Sie als zweites von sechs Kindern eines Landwirts in Nikolausdorf, einem Tausend-Seelen-Ort im Landkreis Cloppenburg. Wie hat Sie das geprägt?
Meine Eltern waren gläubige Katholiken, die Krieg und Notsituationen erfahren haben. Es war alles sehr einfach, sparsam, bescheiden. Sie brauchten viel Fleiß. Mit der Kraft des Glaubens haben sie das meistern können. Die Kirche hat das Leben geprägt - das war für uns selbstverständlich, wie auch die Treue zum Glauben.

Im Bistum Dresden-Meißen, große Teile Sachsens und Ostthüringens umfassend, gibt es rund 142.000 Katholiken, weniger als vier Prozent der Bevölkerung. Werden Sie sich radikal umstellen müssen?
Es ist eine ganz neue Situation für mich. Doch die Diasporasituation, die ich in meiner Region erlebt habe, macht mir viel Mut. Ich bin sehr bodenständig und erdverwachsen. Die tiefen Wurzeln helfen einem. Dazu gehört auch mein persönlicher Glaube. Da muss man nicht vor jedem Sturm Angst haben. Das gibt mir Gelassenheit.

Selbst wenn man die Lutheraner hinzunimmt, machen die Christen in Sachsen nur eine Minderheit von 26 Prozent aus. Was bedeutet das für Sie?
Wir sind als Christen gemeinsam gefragt, die Botschaft, für die wir stehen, zu leben und zu bezeugen. Darin können wir uns gegenseitig ermutigen und bereichern. Der Glaube muss von innen her angenommen werden. Da ist es mit einem Wort nicht getan. Das ist Einübung in eine Lebenshaltung.

Welche Rolle wird für Sie die Zusammenarbeit mit evangelisch - lutherischen Christen spielen?
Schon als Pfarrer hatte ich lebendigen Kontakt zu meinem evangelischen Amtsbruder, später dann zum evangelischen Bischof in Oldenburg. Es gab gemeinsame Aktionen, beispielsweise im Einsatz für Menschen, die an Depression erkrankt sind. In der Wahrung der je eigenen Profile haben wir das Gemeinsame gesucht und getan. Wir haben die unterschiedlichen Prägungen entdeckt, sie sind eine gegenseitige Bereicherung. Je mehr wir uns gemeinsam Christus nähern, umso mehr werden wir auch zueinander finden.

Wollen Sie das in Sachsen fortsetzen?
Ja. Nach dem ersten Besuch bei Landesbischof Carsten Rentzing hatte ich den Eindruck, dass auch er sich das wünscht.

Wo sehen Sie sich auf der Skala zwischen den Polen "konservativ" und "progressiv" beziehungsweise "liberal"?
Ich bin eher ein Bodenständiger, der behutsam mit dem umgeht, was sich in der Geschichte der Kirche bewährt hat - aber auch offen für Neues.

Hatten Sie in den zurückliegenden Jahren Veränderungen im Bistum Münster zu bewältigen?
Im Offizialatsbereich Oldenburg haben wir seit 2004 Gemeinden zusammengeführt. 2011 war das abgeschlossen. Aus 124 Pfarrgemeinden sind etwa 40 geworden. Ein komplexer Vorgang mit manchmal schwierigen Einschnitten.

Ihr Vorgänger, Bischof Heiner Koch, hat hier Gemeinden zu größeren Verantwortungsgemeinschaften zusammengefasst. Vor welcher Aufgabe stehen Sie da?
Jedes Bistum hat einen eigenen Weg dafür gefunden. Da gibt es keine Kopien. Im Erkundungsprozess, den dieses Bistum durchläuft, muss ich mich nun erst einmal kundig machen.

Worauf kommt es für die Katholiken in dieser Situation besonders an?
Vertrautes, das beim Leben Stabilität gegeben hat, scheint jetzt infrage gestellt zu sein. Das löst Ängste aus, verunsichert. Das kann ich sehr gut verstehen. Da müssen wir ins Gespräch kommen über das, was uns leitet. Das braucht viel Geduld miteinander.

Viele Menschen außerhalb nehmen die katholische Kirche als Institution wahr, die ihnen Vorschriften für ihr Leben macht. Wie sollte sie da attraktiv für Nichtkonfessionelle sein?
Die Kirche wird immer attraktiv durch den einzelnen Menschen, der sich anderen zuwendet. Indem er sich erfahrbar macht als Christ mit einer offenen Haltung, als Hoffnung, Frohmut, Menschenfreundlichkeit ausstrahlt. Wer Kirche nur über Medien und Probleme wahrnimmt, für den bleibt sie immer eine fremde Kirche.

Sie kommen in ein Bundesland, wo es hitzigen, teils schrillen Streit über Migranten und Flüchtlinge gibt. Was können Sie als Katholiken da tun?
Pfarreien und Verbände setzen sich für Flüchtlinge ein. Zusammen mit ihnen auch andere, die gar nicht zur Kirche gehören, die sich aus Gründen der Menschlichkeit sagen, diese Flüchtlinge müssen wie Menschen behandelt werden. Es ging den Deutschen noch nie so gut wie in unseren Zeiten. Wir haben immer Menschen aufgenommen. Wenn man eine Mauer zumacht, finden Flüchtlingsströme andere Wege, um in das ersehnte Land zu kommen. Dass sie zu uns kommen, ist ein Ergebnis unserer globalen Welt. Das kann man keinem Flüchtling verdenken, in dieses Land ziehen zu wollen, wenn er sieht, wie wir hier in Deutschland leben, wo er nicht ums nackte Überleben fürchten muss, auch einen Glauben leben kann. Natürlich müssen wir unsere Politiker ermutigen, in einem weltweiten Konsens die Ursachen zu beseitigen, aus denen Menschen ihr Heimatland verlassen müssen. Wir als Katholiken müssen eintreten für eine weltweite Solidarität. Man muss Menschen so behandeln, wie ich selber auch in einer vergleichbaren Situation behandelt werden möchte. Und man darf keine Unterschiede machen, welche Hautfarbe und welche Religion er hat. Es gibt bei uns ein Grundrecht auf Asyl. Das stelle ich nicht infrage. Auch für jene, die keine Christen sind, ist es eine Menschenpflicht, an solch einer Haltung mitzuarbeiten. Wir müssen Menschen in Not beistehen, wenn wir eine menschenfreundliche Gesellschaft sein wollen.

Terroranschläge auch in Deutschland haben Menschen verunsichert. Haben Sie als Katholik eine Antwort darauf, wie man mit solchen Ängsten umgehen sollte?
Man muss dem Menschen zunächst Raum geben, dass er seine Ängste ins Wort bringen kann. Ängste kann man nicht mit einer Gegenrede überwinden. Hier braucht es Annahme, Verständnis, Begleitung und Empathie. Vor willkürlichen Terroranschlägen kann sich niemand völlig schützen. Auch eine noch so gründliche Polizeiarbeit wird diese unberechenbaren Attacken nicht im Letzten verhindern können. Wir leben in einem freien Land - das ist eine gute Errungenschaft unserer Geschichte. Aber in der Freiheit muss ich damit leben, dass es Aktionen gibt, wo jemand diese Freiheit missbraucht. Auch wenn ich ins Auto steige, nach Regeln und Gesetzen fahre, aber ein anderer hält sich nicht daran oder hat einen schwachen Moment - schon ist mein Leben gefährdet. Ich lebe in dem Bewusstsein: Mein Leben ist in Gottes guten Händen. Deshalb gehe ich ganz zuversichtlich durch die Straßen - ein Urvertrauen. Mit meiner Ohnmacht begebe ich mich vertrauensvoll in Seine Begleitung.
Text: Tomas Gärtner, Leipziger Volkszeitung (26.08.2016)
Foto: epd

Video: MDR

Dresden-Meißen: Bistum hat neuen Bischof
Heinrich Timmerevers feierlich in Amt eingeführt

Dresden. Nach fast einjähriger Vakanz hat das Bistum Dresden-Meißen einen neuen Bischof: Der bisherige Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers ist am Sonnabend (27. August 2016) in einer Heiligen Messe offiziell in das Amt eingeführt worden. Der 64-jährige Timmerevers erhielt in der Dresdner Kathedrale den Hirtenstab aus der Hand seines Amtsvorgängers Heiner Koch (62). Die Gemeinde applaudierte, als er auf dem Bischofsstuhl, der Kathedra, Platz nahm. Etwa 1.200 Menschen waren zur feierlichen Messe gekommen, rund 400 verfolgten den Gottesdienst per Leinwand auf dem Schlossplatz.

Koch wechselte im September 2015 nach nur etwas mehr als zwei Jahren im Dresdner Amt als Erzbischof nach Berlin. Er steht als Metropolit der Berliner Kirchenprovinz vor, zu der auch das Bistum Dresden-Meißen gehört. Timmerevers sagte im Gottesdienst, er freue sich auf das Bistum und seine Gemeinden. Mit einigen Mitgliedern hatte er schon persönlichen Kontakt. Oft hätte er dabei den Satz gehört: "Hoffentlich bleiben Sie etwas länger." Timmerevers betonte: "Ja, ich möchte hier im Bistum neue Wurzeln schlagen."

Der gebürtige Niedersachse Timmerevers ist der 50. Bischof im Bistum, das sich über Sachsen und Ostthüringen erstreckt. An der Messe nahmen 32 Bischöfe aus dem In- und Ausland teil. Zum Bistum gehören rund 142.000 Katholiken. In seiner Predigt betonte Timmerevers die sozialen Aufgaben der Kirche. Der Einsatz für die Menschen habe noch "Luft nach oben".
Text: Katharina Rögner, Leipziger Volkszeitung (29.08.2016)
Foto: dpa

Berufungen als Gradmesser
Heinrich Timmerevers ist der 50. Bischof von Dresden-Meißen

Dresden. Der bisherige Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers ist am 27. August 2016 in sein neues Amt als Bischof von Dresden-Meißen eingeführt worden.

Zahlreiche Christen aus Sachsen und Thüringen und mehr als 30 Bischöfe haben an dem feierlichen Gottesdienst zum Amtsantritt von Heinrich Timmerevers als 50. Bischof des Bistums Dresden-Meißen teilgenommen. Die am weitesten gereisten Gäste waren wohl drei mit Timmerevers befreundete Bischöfe aus Brasilien.

In seiner Antrittspredigt ging der neue Dresdner Bischof auf das Leitwort ein, das er zu seiner Bischofsweihe vor 15 Jahren gewählt hatte: "Suchet, wo Christus ist!" Trotz all ihrer Mängel und trotz der leidvollen Spaltung sei Christus in der Kirche zu finden, sagte er seinen Zuhörern in der Kathedrale und an den Bildschirmen auf dem Dresdner Schloßplatz und in den heimischen Wohnzimmern.

Suche nach Christus führt zu den Menschen in Not

Jeder Christ trage Mitverantwortung dafür, dass Gemeinden, Einrichtungen und alle anderen Orte kirchlichen Lebens tatsächliche Orte seien, an denen der auferstandene Christus lebendig ist. Die christlichen Gemeinden und Gemeinschaften sollten sich daher fragen lassen, ob sie in seinem Frieden miteinander lebten und ob es unter ihnen Berufungen gebe. "Der Geist des Auferstandenen beruft dazu, in unsere Welt hineinzuwirken und als Kirche nicht für uns selbst da zu sein", sagte der Bischof. Christsein erschöpfe sich nicht "im Drehen um sich selbst in Sakristeien und Pfarrhäusern". Die Suche nach Christus führe unweigerlich zu den Menschen, die - in welcher Weise auch immer - Not leiden.

"Kirche ist das Sakrament der Einheit aller Menschen", bekräftigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in seinem Grußwort. Christen sollten in dem Bewusstsein leben, dass Christus in allen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und in jedem einzelnen Menschen gegenwärtig sei.

Nikolaus Legutke, der Vorsitzende des Dresdner Diözesanrats, erinnerte an die positiven Erfahrungen beim Leipziger Katholikentag im Dialog mit religionsfernen Menschen. Besonders bei den "Begegnungen an 100 Orten" seien die katholischen Teilnehmer von deren großer Gesprächsbereitschaft überrascht worden. "Daran sollten wir gemeinsam anknüpfen", wünschte er im Namen der Laienvertretung.

Heinrich Timmerevers' erste Amtshandlung als Dresdner Bischof war es, Andreas Kutschke zum Generalvikar zu ernennen. Der Domkapitular war in dieser Funktion schon während der Amtszeit von Heiner Koch Bischofs-Stellvertreter und kirchlicher Verwaltungschef. Während der bischofslosen Zeit hatte er die Diözese kommissarisch geleitet.
Text: Dorothee Wanzek, Tag des Herrn (04.09.2016)
Foto: Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen

Den Stab des Heiligen Benno übernommen

Dresden. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch übergab seinem Nachfolger Heinrich Timmerevers zur Amtseinführung den Bischofsstab des Heiligen Benno. Kardinal Reinhard Marx hatte den Stab, der sonst in seiner Bischofskirche ausgestellt ist, als Zeichen der Verbundenheit für diesen Anlass aus München mitgebracht. Rechts neben Bischof Timmerevers steht Nuntius Nikola Eterovic, der ihm zuvor die Ernennungsurkunde des Papstes überreicht hatte.
Text: Tag des Herrn (04.09.2016)
Foto: Rafael Ledschbor
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