Rückblick
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Schöpfungstag in Borna

Borna (nn). Mit einer Exkursion durchs Leipziger Neuseenland begann gestern (Freitag, 4. September 2015) der Ökumenische Tag der Schöpfung in Borna. Höhepunkt war am Abend ein ökumenischer Gottesdienst in der Bornaer Stadtkirche am Martin-Luther-Platz mit einer anschließenden Prozession. Der Tag der Schöpfung findet bundesweit statt und wird von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ausgerichtet. Der Tag stand in diesem Jahr unter dem Motto "Zurück ins Paradies?". Mitwirkende waren der Vorsitzende der ACK in Deutschland, der katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer, der neue evangelisch - lutherische sächsische Landesbischof Carsten Rentzing und Bischöfin Rosemarie Wenner (evangelisch - methodistische Kirche) sowie Vertreter der griechisch - orthodoxen Kirche.

Die ACK feiert den Ökumenischen Tag der Schöpfung seit dem Jahr 2010 immer am ersten Freitag im September. Er geht auf eine Anregung des damaligen Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. zurück, einmal im Jahr "gemeinsam zum Schöpfer zu beten". Borna als Veranstaltungsort war ausgewählt worden, weil sich hier Fragen nach dem "rechtmäßigen" Eingreifen des Menschen in die Natur angesichts der Landschaftsumgestaltung nach dem weitgehenden Ende des Bergbaus gut diskutieren lassen.
Text: Leipziger Volkszeitung (05.09.2015)
Foto: Jens Paul Taubert

Neuseenland ist nicht das Paradies
Christen aus vielen Kirchen feierten in Borna gemeinsam den "Tag der Schöpfung"

Borna (dw). Seit fünf Jahren lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland jährlich zu einer zentralen Feier des Ökumenischen Tags der Schöpfung ein. Unter dem Motto "Zurück ins Paradies?" fand die diesjährige Feier am Freitag, dem 4. September 2015, in Borna statt.

Vor dem gemeinsamen Gottesdienst in der Bornaer Marienkirche hatten sich rund 150 Orthodoxe, Katholiken, Lutheraner, Altkatholiken Methodisten und andere Freikirchler aus dem ganzen Land auf Exkursion begeben: Einen aktiven Tagebau bekamen sie dabei vorgeführt, aber auch idyllische Naherholungsgebiete, die aus ehemaligen Braunkohle-Mondlandschaften entstanden sind. Viele Verwundungen der Natur aus DDR-Zeiten sind geheilt, konnten sie dabei feststellen.

Von heiler Welt oder gar von paradiesischen Zuständen kann dennoch keine Rede sein, wurde ihnen in Gesprächen mit Bewohnern der Region deutlich. Für viele Arbeitsplätze, die nach der Wende mit dem Braunkohletagebau wegfielen, konnte kein Ersatz geschaffen werden. Viele, die früher in einem der weggebaggerten Orte gewohnt haben, empfinden den Verlust ihrer Heimat nach wie vor als schmerzlich. Die Emmauskirche von Heuersdorf, die dem Tagebau Schleenhain weichen musste und 2007 einen neuen Platz neben der Marienkirche in Borna fand, hält die Erinnerung daran lebendig.

Alle bisherigen Versuche des Menschen, die Erde aus eigener Kraft in ein Paradies zu verwandeln, seien gescheitert, rief die methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner in ihrer Predigt in Erinnerung. Wer aufmerksam durch die Schöpfung gehe, sehe viel Schönes, er sehe aber auch die Erlösungsbedürftigkeit alles Geschaffenen. Das eigentliche Paradies werde Gott noch schaffen. Er setze sein schöpferisches Tun fort, und der Mensch dürfe daran mitwirken.

Das Leid vieler Flüchtlinge vor Augen, frage sich mancher zum Tag der Schöpfung womöglich, ob es gegenwärtig nicht Dringenderes gibt als sich über die geschundene Natur Gedanken zu machen, merkte die Bischöfin an. Aus ihrer Sicht lasse sich das Leid der Kreaturen nicht gegeneinander ausspielen. Dass alle miteinander in einer großen Schicksalsgemeinschaft verbunden sind, werde unter anderem im Blick auf die Flüchtlinge deutlich, die ihre Heimat verlassen müssen, weil die Erde dort verbrannt und verdorrt ist und sie nicht mehr ernähren kann.

Der Gottesdienst mündete in eine Prozession rund um die Marienkirche und die Emmauskirche mit geistlichen Impulsen aus dem Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi. Mit dabei war der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, der katholische Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, und der wenige Tage zuvor in sein Amt eingeführte sächsische Landesbischof Carsten Rentzing.
Text: Tag des Herrn (13.09.2015)
Foto: Dorothee Wanzek


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Fotos: Marc Witzenbacher & Philipp Ramm
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