Neues Lutherstück im
Kopf
Autor Michael Potkownik plant Fortsetzung
/ Katholischer Pfarrer Dietrich Oettler
kritisiert "Angriff auf den Papst"
Borna.
Einen Tag nach dem Ende des Lutherfestes
waren sich gestern (Montag, 2. September
2013) Kirchgemeinde wie Stadtverwaltung
einig, dass die Veranstaltung ein großer
Erfolg war. Der katholische Pfarrer
Dietrich Oettler kritisierte Teile des
Theaterstücks "Luther und seine Bornaer".
Dessen Autor Michael Potkownik hat bereits
Pläne für ein neues Stück. Das Fest war
vorgestern mit einem Konzert der
Sächsischen Bläserphilharmonie zu Ende
gegangen.
Der Mann brennt regelrecht. Autor
Potkownik hat jedenfalls bereits ganz
konkrete Vorstellungen. "Ich habe schon
ein neues Lutherstück im Kopf." Klar ist
für den 63-jährigen einstigen E-Lok-Fahrer
und späteren Operativtechnologen in
Witznitz, der auch drei Jahre
Wirtschafts-Wissenschaften an der
damaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig
studiert hat, "dass es das bisherige Stück
so nicht wieder geben wird". Mindestens
eine Szene werde er komplett erneuern. Die
Bilder mit viel Volk sollen dagegen
Bestandteil eines neuen Stücks bleiben.
Die Idee zum Stück "Luther und seine
Bornaer" stammt aus einer Vorlage, in der
das Markttreiben vor der Kirche
beschrieben wird. Fertig war das Stück
dann im vorigen Jahr, wobei es während der
Proben seit Jahresanfang immer wieder
geändert und an den einzelnen Szenen
gefeilt wurde. Potkownik freut sich, "dass
es gelungen ist, eine Gruppe dazu zu
befähigen, dass die Aufführung
funktioniert hat".
Obwohl die beiden Aufführungen des
Lutherstücks beim Publikum auf begeisterte
Resonanz stießen, gibt es auch Kritik. Der
Pfarrer der katholischen St. Joseph -
Gemeinde, Dietrich Oettler, erklärte, das
Stück enthalte Angriffe auf die
katholische Kirche. Er bezog sich vor
allem auf die Szene, in der Papst Hadrian
VI. mit einer Flatulenz an den Pranger
gestellt wird. Für Katholiken sei ein
Angriff auf einen Papst im 16. Jahrhundert
ebenso schmerzlich wie auf den Papst
heute. Oettler: "Das ist wie ein Angriff
auf uns selbst." Zudem sei eben Papst
Hadrian VI. die falsche Zielscheibe für
zur Lutherzeit durchaus berechtigte Kritik
an der Kirche, erklärte der Geistliche
weiter. Der damalige Pontifex maximus, der
von 1522 bis 1523 und damit kaum
anderthalb Jahre im Amt war, habe schon
seinerzeit ein Schuldbekenntnis über den
Zustand der Kirche abgegeben.
Dennoch, so Oettler, der den Text des
Lutherstücks bereits vor der Aufführung
kannte, seien die Bemühungen um die
Ökumene in Borna damit nicht gestört. Im
November werde es eine gemeinsame Beratung
von Vertretern der katholischen und der
evangelischen Gemeinde geben.
Autor
Michael Potkownik reagierte prinzipiell
positiv auf die Kritik. Es sei gut, wenn
über das Stück diskutiert werde.
Potkownik, der selbst an den Aufführungen
des Lutherstücks mitwirkte und zudem Regie
führte, hat auch ein Stück über Friedrich
Schiller geschrieben, das unter dem Titel
"Zwei Episoden aus Schillers Leben" im
Juni in Kahnsdorf aufgeführt wurde. Und er
hat eine weitere Idee. "Ich möchte ein
Stück über die Grundsteinlegung der
Kunigundenkirche schreiben." Darin soll
auch Kaiser Barbarossa eine Rolle spielen.
Das Stück "Luther und seine Bornaer"
hatte am Freitagabend auf dem
Martin-Luther-Platz seine Premiere und
erlebte am Sonnabend eine erfolgreiche
Wiederholung. Daran haben 43 Darsteller
mitgewirkt. Die Proben hatten im Januar
begonnen.
Das Lutherfest war am Sonntag mit der
Aufführung des "Hymnus" - lutherischen
Choralfantasien - durch die Sächsische
Bläserakademie in der Stadtkirche zu Ende
gegangen.