Rückblick
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Bischof segnete am Samstag Kapelle und Haus
Katholische Kirchgemeinde hat in Frohburg endlich wieder eigenes Domizil / In 63 Jahren zehnmal umgezogen

Frohburg. Der Sonnabend (29. November 1997) war ein freudiger Tag für die etwa 500 katholischen Christen aus Frohburg und Umgebung. Schließlich konnten sie an diesem Sonnabend ihr neues Domizil in Besitz nehmen. Ab 17:00 Uhr segnete bei einer Heiligen Messe der Dresdener Bischof Joachim Reinelt die Kapelle und das Haus, das sich vis-a-vis des Portals zur evangelischen Kirche befindet. "Ich weiß aus den Gesprächen, dass die Freude der Menschen darüber sehr groß ist, wieder einen eigenen Ort, ein Stück Heimat zu haben. Und dieses Haus ist von seiner Größe her für unsere Gemeinde nahezu ideal, keinen Meter zu klein oder zu groß", ist auch Pfarrer Michael Teubner von der katholischen Pfarrgemeinde St. Joseph Borna, zu der Frohburg gehört, sehr angetan. Immerhin ist das in 63 Jahren bereits der zehnte Ort, in dem die Katholiken Frohburgs und Umgebung ihr Zuhause finden.

Am 18. November 1934 fand das erste Mal nach der Reformation in der Rennstadt wieder ein katholischer Gottesdienst statt. 39 Gläubige versammelten sich damals im Vereinszimmer des Hotels "Zur Post". Für eine der Besucherinnen des vorgestrigen Tages, die Frohburgerin Christa Liesebach, ein Datum mit ganz besonderer Bedeutung: "An eben diesem ersten Gottesdienst wurde ich getauft", weiß sie zu berichten.

Ab 1935 führte man auch Religionsunterricht durch. In den Kriegsjahren nahmen neben Einheimischen italienische Landarbeiter und Lagerinsassen aus Bessarabien an den Gottesdiensten teil. Ab 1941 fanden diese im Gasthof "Deutsches Haus" und in "Stadt Altenburg" statt. Zusammen mit vielen schlesischen Flüchtlingen verschlug es 1945 auch einen katholischen Pfarrer namens Planzen hierher. Ihm wurde die Seelsorge in der Region Frohburg, Geithain und Tautenhain anvertraut. Zu dieser Zeit gab es etwa 1.500 Katholiken in Frohburg.

Nach dem Krieg fanden die Gottesdienste im Gasthof Weiske statt, später in der evangelischen Kirche. Im Sommer 1948 bot die Stadt der Kirchgemeinde die Turnhalle in der August-Bebel-Straße an, am 14. November des gleichen Jahres konnte man die Kapelle im ehemaligen Konstanzenstift einweihen. Und schließlich zog man 1953 in die Hermann-Krause-Straße um, wo man einen Raum gemietet hatte. "Doch nach über 40 Jahren mussten wir Ende 1993 diese Kapelle aufgeben. Die Gewerbemiete von 1.580 Mark im Monat konnten wir beim besten Willen nicht aufbringen", schildert Pfarrer Teubner das Aus im vorerst letzten Domizil. Seit dieser Zeit war man Gast in der evangelischen Kirchgemeinde St. Michaelis.

Nun endlich hat man wieder ein eigenes Objekt. Knapp drei Wochen zuvor war der Notarvertrag über dessen Erwerb von der neuapostolischen Gemeinde unterzeichnet.

Am 8. Dezember soll hier ein Patronatsfest St. Marien begangen werden. An jedem Sonntag ist 8:45 Uhr Heilige Messe. 14-tägig mittwochs ein Gottesdienst. Zudem wird das Haus noch zu anderen Gemeindeveranstaltungen genutzt.
Text: Thomas Lang, Leipziger Volkszeitung (01.12.1997)
Foto: Thomas Lang
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