Rückblick
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Laternenleuchten wird von Jahr zu Jahr mehr
Martinsumzug von der Altstädter Gasse bis zur Stadtkirche Borna

Borna (kh). Mit Laternen in der Hand und einem Lied auf den Lippen bewegte sich gestern (Dienstag, 11. November 1997) ein Tross Kinder und Erwachsener von der freien evangelischen Gemeinde über den Marktplatz bis zur Stadtkirche Borna. Vornweg wies ihnen ein Reiter den Weg, der an Martin von Tours erinnern sollte. Er starb vor 1.600 Jahren.

Hintergrund dieser Prozedur ist die Geschichte des Heiligen Martin, der als Soldat im Reiterregiment des römischen Kaiser Konstantin einmal mit einem frierenden Bettler seinen Mantel teilte, was ihn aber vor seinen Kameraden lächerlich machte. Mit den heutigen Laternenumzügen, die von der katholischen und evangelischen Kirche organisiert werden, will man an den mutigen Mann erinnern.

Der Legende nach hatte sich dieser Martin nach seinem Soldatendienst in die Einsamkeit der Stadt Tours zurückgezogen. Er versteckte sich sogar, als er erfuhr, dass ihn das Volk zum Bischof machen wollte. Mit Laternen zog schließlich eine Menschenmenge aus, um den armen Einsiedler zu finden. Martin beugte sich dem Volkswillen, blieb aber auch als Bischof seiner Überzeugung vom einfachen Leben treu. Er wohnte weiterhin in einer aus einem Felsen herausgehauenen Mönchszelle, verzichtete auf prächtige Bischofsgewänder und setzte sich auf keinen Bischofsthron, sondern auf einen aus Holz gezimmerten Hocker.

Alljährlich lebt die Geschichte zum Martinstag, dem 11. November, wieder auf. Bornaer Kinder spielten am "Goldenen Stern" Szenen seines Lebens nach und vermittelten damit die Botschaft von Güte, Herzlichkeit und Dankbarkeit.
Text: Leipziger Volkszeitung (12.11.1997)
Foto: Kathrin Haase
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