Die
Begegnung mit der jüdischen Kultur stand
im Mittelpunkt einer Veranstaltung am
Sonntag, dem 8. August 2021, im Garten der
katholischen Gemeinde St. Joseph in Borna.
Dabei boten eine Buchlesung, Live-Musik
und Kostproben aus der Levante-Küche einen
Zugang für alle Sinne. Etwa 90 Gäste waren
der Einladung gefolgt. Der Anlass für die
katholischen Christen zwischen Leipzig und
Chemnitz war die Feier nach 1 Jahr unter
dem neuen Patronat Hl. Edith Stein,
außerdem wurde sie vor 130 Jahren geboren.
Dieses Patronatsfest war eine zweite
Veranstaltung im Rahmen des Projekts
"Jüdische Lebensspuren in Borna".
Bereits vor
vier Wochen begab sich ein historischer
Stadtrundgang auf jüdische Spurensuche in
Borna.
Das Pfarrei-Patronatsfest wurde mit
einem Open-Air-Gottesdienst um 10:30 Uhr
eröffnet. Kaplan Thomas Wiesner griff in
seiner Predigt die jüdischen Wurzeln von
Edith Stein und ihre Suche nach der
Wahrheit auf, die letztlich zu ihrer
Konvertierung führte. Die Mittagspause bot
Gelegenheit traditionelle Gerichte aus der
Levante-Küche, egal ob Suppe,
Brotaufstrich oder Gebäck, zu verkosten.
Während des 'Kirche im Gespräch' als
Buchlesung ab 12:30 Uhr kam Edith Stein
selbst zu Wort. Gabriele Kleine las
ausgewählte Passagen aus ihren
Kindheitserinnerungen "Aus dem Leben einer
jüdischen Familie" vor und erzählte den
Zuhörern auf unterhaltsame Weise von ihrer
Zeit in Breslau: Edith Stein kam 1891 als
jüngstes von elf Kindern zur Welt,
allerdings waren vier Geschwister bereits
vor ihrer Geburt gestorben. Ebenso
verstarb ihr Vater nach ihrem ersten
Lebensjahr, der einen Holzhandel führte.
Daraufhin musste ihre Mutter die Kinder
alleine großziehen und das Geschäft
weiterführen. Und dies offensichtlich so
erfolgreich, dass sie allen eine gute
Schulausbildung ermöglichen konnte. Daher
verwundert es nicht, dass die Bindung der
Kinder zur Mutter sehr eng war.
Gabriele Kleine, Gemeindemitglied aus
Borna, beschäftigt sich seit einer Zeit
mit dem Leben und Wirken von Edith Stein.
Sie findet besonders beeindruckend an ihr,
dass "sie eine fortschrittliche Frau war,
wir würden heute von einer
'Frauenrechtlerin' sprechen. Sie hat sich
dafür eingesetzt, dass niemand auf den
anderen herabschaut, egal welchen Glauben
er besitzt".
Schwungvoll wurde es im Anschluss mit
dem Duo Mamaliga aus Leipzig. Dabei
stellten die beiden Musiker, begleitet mit
Klarinette und Akkordeon, typische Stücke
der Klezmer-Musik vor. Sie verstanden es
gekonnt, das Publikum mit einzubinden und
es für ihre Musik zu begeistern. Ein
kleines Kinderprogramm mit bunten Bastel-
und Spielangeboten machte die
Veranstaltung zu einem Familienfest. Mit
dem Segen durch Kaplan Wiesner endete ein
erlebnisreicher Tag, der auch ein Zeichen
gegen Antisemitismus setzte.