Reitermantel mit einem
halbnackten Bettler geteilt
Bornaer Kirchgemeinden erinnerten schauspielerisch
an die Wohltätigkeit des Bischofs Martin von Tours
Borna.
Wie jedes Jahr am 11. November machen die
Bornaer Kirchgemeinden mit einem
besonderen Spektakel auf den Namenstag des
Heiligen Martin aufmerksam. So auch gestern
(Mittwoch) Abend. Dutzende Familien mit
Kindern trafen sich in der katholischen
Kirche in der Stauffenbergstraße, um
gemeinsam zu singen und beten.
Anschließend starteten sie im schönsten
Dämmerlicht einen Lampionumzug zum
Reichstor, wo Pfarrerin Elisabeth Roth von
der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde
mit "ihren" Kindern ungeduldig wartete.
Die kleinen Akteure spielten nämlich die
berühmte Geschichte des Bischofs Martin
von Tours nach, der bei Eiseskälte seinen
Mantel mit einem Bettler teilte.
Mitwirkende waren, so sah es das Skript
vor: reiche Kaufmänner, brave
Bürgersleute, schwatzhafte Frauen,
Soldaten und ein armer Mann - allesamt
dargestellt von den Mädchen und Jungen der
Christenlehre.
Leider war es dem "Martin" gestern nicht
vergönnt, auf einem Pferd des Weges zu
reiten, wie er das die vergangenen Jahre
schon getan hatte. Der Vierbeiner war in
der Wyhraaue zwischen Zedtlitz und Borna
im Schlamm steckengeblieben. "Und den
gefährlichen Umweg über die Bundesstraße
95 wollten wir nicht unbedingt riskieren",
erklärt Elisabeth Roth. Aber auch ohne
Pferd waren die Zuschauer, die sich mit
ihren Lampions um das Reichstor versammelt
hatten, von dem Schauspiel angetan.
Wenig später setzte sich der Troß erneut
in Bewegung - zur Kunigundenkirche. Nach
dem Segen wurden die beliebten
Martinshörnchen verteilt, wobei es sich um
eine Art süßen Hefeteig handelte.
"Ursprünglich waren das Brezeln", schickt
Pfarrerin Roth voraus, "aber wenn man
diese in der Mitte teilte, entstanden
daraus Hörnchen. Das ist überhaupt auch
die Botschaft des Martinstages: das Teilen
mit anderen Menschen."
Martin, Bischof von Tours und Apostel
Galliens, der diesem 11. November seinen
Namen gab, starb anno 397 im Alter von 80
Jahren in Candes, westlich von Tours. Er
musste einst auf Wunsch seines Vaters in
das römische Heer eintreten, obwohl er
lieber das Leben des Heiligen Antonius
führen wollte. So diente Martin in Gallien
in der Garde von Kaiser Konstantin II. In
dieser Zeit ereignete sich auch die
berühmte Geschichte seiner Wohltätigkeit.
Mit einem halbnackten Bettler teilte er
seinen Reitermantel.