Rückblick
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Lampionumzug und Martinsspiel
Heute Martinsfest der Kirchgemeinden

Borna. Zum heutigen Martinsfest (Mittwoch, 11. November 1998) laden die christlichen Gemeinden Bornas alle Kinder und deren Eltern ein.

Los geht es 16:30 Uhr in der katholischen Kirche, Stauffenbergstraße 7. Daran schließt sich ein Lampionumzug durch das Bornaer Stadtzentrum an. Auf dem Programm steht außerdem das traditionelle Martinsspiel gegen 17:00 Uhr am Reichstor und natürlich gibt es auch wieder die Martinshörnchen.

Das stimmungsvolle Finale des Martinsfestes ist für 18:00 Uhr in der Kunigundenkirche vorgesehen, teilten die Veranstalter mit.
Text: Leipziger Volkszeitung (11.11.1998)
Foto:

Reitermantel mit einem halbnackten Bettler geteilt
Bornaer Kirchgemeinden erinnerten schauspielerisch an die Wohltätigkeit des Bischofs Martin von Tours

Borna. Wie jedes Jahr am 11. November machen die Bornaer Kirchgemeinden mit einem besonderen Spektakel auf den Namenstag des Heiligen Martin aufmerksam. So auch gestern (Mittwoch) Abend. Dutzende Familien mit Kindern trafen sich in der katholischen Kirche in der Stauffenbergstraße, um gemeinsam zu singen und beten. Anschließend starteten sie im schönsten Dämmerlicht einen Lampionumzug zum Reichstor, wo Pfarrerin Elisabeth Roth von der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde mit "ihren" Kindern ungeduldig wartete.

Die kleinen Akteure spielten nämlich die berühmte Geschichte des Bischofs Martin von Tours nach, der bei Eiseskälte seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Mitwirkende waren, so sah es das Skript vor: reiche Kaufmänner, brave Bürgersleute, schwatzhafte Frauen, Soldaten und ein armer Mann - allesamt dargestellt von den Mädchen und Jungen der Christenlehre.

Leider war es dem "Martin" gestern nicht vergönnt, auf einem Pferd des Weges zu reiten, wie er das die vergangenen Jahre schon getan hatte. Der Vierbeiner war in der Wyhraaue zwischen Zedtlitz und Borna im Schlamm steckengeblieben. "Und den gefährlichen Umweg über die Bundesstraße 95 wollten wir nicht unbedingt riskieren", erklärt Elisabeth Roth. Aber auch ohne Pferd waren die Zuschauer, die sich mit ihren Lampions um das Reichstor versammelt hatten, von dem Schauspiel angetan.

Wenig später setzte sich der Troß erneut in Bewegung - zur Kunigundenkirche. Nach dem Segen wurden die beliebten Martinshörnchen verteilt, wobei es sich um eine Art süßen Hefeteig handelte. "Ursprünglich waren das Brezeln", schickt Pfarrerin Roth voraus, "aber wenn man diese in der Mitte teilte, entstanden daraus Hörnchen. Das ist überhaupt auch die Botschaft des Martinstages: das Teilen mit anderen Menschen."

Martin, Bischof von Tours und Apostel Galliens, der diesem 11. November seinen Namen gab, starb anno 397 im Alter von 80 Jahren in Candes, westlich von Tours. Er musste einst auf Wunsch seines Vaters in das römische Heer eintreten, obwohl er lieber das Leben des Heiligen Antonius führen wollte. So diente Martin in Gallien in der Garde von Kaiser Konstantin II. In dieser Zeit ereignete sich auch die berühmte Geschichte seiner Wohltätigkeit. Mit einem halbnackten Bettler teilte er seinen Reitermantel.
Text: Kathrin Haase, Leipziger Volkszeitung (12.11.1998)
Foto: Andreas Döring
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