Gedenken an die Pogrome vor 74 Jahren
Landtagsabgeordnete rufen zur Mahnwache am Freitag in Borna auf

Borna (nn). Mit einer Mahnwache wird am Freitag der Ermordung von Juden in Folge der Pogrome vor 74 Jahren gedacht. Dazu rufen die Landtagsabgeordneten Miro Jennerjahn (Bündnis 90/Die Grünen), Petra Köpping (SPD), Enrico Stange und Heike Werner (Die Linke) in der Zeit von 18:00 bis 18:30 Uhr an der heutigen CDU-Kreisgeschäftsstelle in der Roßmarktschen Straße in Borna auf. Dort befinden sich sogenannte STOLPERSTEINE, die an die jüdische Familie Rose erinnern, die nach der "Reichskristallnacht" im Jahr 1938 aus Borna vertrieben wurde. Am 9. November 1938 waren in ganz Deutschland Synagogen in Flammen aufgegangen. Auch in anderen Städten des Landkreises Leipzig wie in Grimma und Markkleeberg wird am Freitag an das frühere jüdische Leben erinnert.

Vorgesehen ist am Freitag neben der musikalischen Umrahmung der Veranstaltung durch Andreas Bergmann von der Jugendarbeit im Kirchenbezirk Leipziger Land das symbolische Putzen der STOLPERSTEINE. Der CDU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Georg-Ludwig von Breitenbuch spricht. Später wird ein Video über Frederick Rose, den letzten Nachfahren der früheren Bornaer Familie Rose, gezeigt.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Jennerjahn erklärte, das Auffliegen "des sogenannten 'Nationalsozialistischen Untergrunds' vor einem Jahr hat auf traurige Weise belegt, dass die Ideologie des Nationalsozialismus immer noch existiert". Die Auseinandersetzung damit habe nach wie vor "größte Bedeutung". Und weiter: "Insbesondere die Solidarisierung mit den Opfern dieser menschenfeindlichen Ideologie ist dabei von herausragender Bedeutung."

"Die Ausmaße des NSU-Skandals sind nur die Spitze eines rassistischen Eisbergs, der sich durch den Alltag bewegt", sagten Werner und Stange. Der Landkreis sei nach wie vor "ein beliebter Anlaufpunkt für gewaltbereite Nazis", was auch die sächsische Staatsregierung festgestellt habe. Mit dem Gedenken am Freitag wollen die beiden Linken deutlich machen, dass auch im Landkreis Leipzig "kein Platz für menschenverachtende Ideologien" ist.

Die ehemalige Bornaer Landrätin Köpping verweist darauf, dass aus einem Expertenbericht über Antisemitismus in Deutschland vor einem knappen Jahr hervorgehe, "dass 20 Prozent der deutschen Bevölkerung eine antisemitische Grundhaltung" hätten. Das sei "bestürzend".
Text: Leipziger Volkszeitung (07.11.2012)
Foto: Frank Prenzel
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