Zwei Vereine für eine Gedenkstätte
KZ-Außenlager

Borna/Flößberg (tl). Ein Förderverein "Gedenkstätte Flößberg" wurde jetzt in Borna aus der Taufe gehoben. Sein Ziel ist, künftig vor Ort noch stärker für die Belange der Gedenkstätte in Flößberg einzutreten und die Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit zu forcieren. An das einstige KZ-Außenlager im Fürstenholz bei Flößberg erinnert derzeit lediglich ein Gedenkstein nahe des längst von Bäumen überwucherten Geländes.

Anknüpfend an private und kirchliche Initiativen hält der Verein Geschichtswerkstatt Flößberg seit einigen Jahren die Erinnerung an das Lager aktiv wach. Er brachte auch regelmäßig mit seinem Runden Tisch Vertreter aus Verwaltung, Politik und Gesellschaft zusammen, um auf dem Areal ein würdiges Gedenken zu ermöglichen. "Doch die zuletzt acht Mitglieder des Vereins stießen immer mehr an ihre Belastungsgrenze. So wurde die Idee geboren, einen Förderverein zu gründen, in dem sich lokale Akteure versammeln", beschreibt der Bornaer Falk Opelt, der im Beirat des Vereins mitwirkt, die Situation. Bei der Gründungsversammlung im kirchlichen Ladencafé "OffenKundig" in Borna wählten die elf Gründungsmitglieder eine Doppelspitze: Manuela Krause und Oliver Urban (jeweils Borna). Schatzmeister ist Karsten Schütze (Markkleeberg). Dem Beirat schlossen sich zudem Katrin Henzel und Stefan Walter (Frankfurt/Main) vom Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. sowie Klaus Winkler (Beucha) an.

Neben einer stärkeren Öffentlichkeitsarbeit für die Gedenkstätte Flößberg will der Förderverein Spenden für Projekte sammeln. Diese Projekte, hieß es, könnten einen pädagogischen Hintergrund haben, indem beispielsweise Schüler und Klassen in die Erinnerungsarbeit einbezogen werden, aber auch Kunstprojekte, die einen würdevollen Umgang mit den Geschehnissen der letzten Kriegsmonate zulassen, sein. Dafür brachte der Verein Geschichtswerkstatt in der Vergangenheit schon einiges auf den Weg. "Der Förderverein soll nicht in Konkurrenz zum Verein Geschichtswerkstatt auftreten. Vielmehr sollen dessen Kontakte genutzt und ausgebaut werden", betont Manuela Krause.

Die Erinnerungen an die damaligen Geschehnisse wach zu halten, die Ereignisse bekannt zu machen und daraus Konsequenzen für das Heute zu ziehen, erachten die Initiatoren des neuen Vereins als sehr wichtig. Schließlich seien es vor allem die letzten Monate des Zweites Weltkrieges gewesen, in denen die Kriegsmaschinerie des Dritten Reiches auf Hochtouren lief. Opfer dieses Rüstungswahns seien vor allem Zwangsarbeiter gewesen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in Konzentrationslagern zu Arbeitssklaven verkamen. Opelt: "Auschwitz kennt man, auch Dachau oder Buchenwald. Doch sie alle hatten, vergleichbar mit einem engmaschigen Netz, Außenlager im gesamten Reichsgebiet." Das damit einhergehende Leid für die Menschen in den Lagern habe überall stattgefunden, auch in der Region Borna. Bei Flößberg wurde im November 1944 ein Außenlager des KZ Buchenwald errichtet, in dem 1.904 Inhaftierte Panzerfäuste für die HASAG-Werke in Leipzig fertigen mussten. Viele von ihnen starben. "Es war jedoch kein blutroter, sondern ein aschgrauer Tod durch Hunger, Krankheit, Erschöpfung", so Krause. So etwas dürfe sich nie wiederholen, müsse deshalb Verpflichtung jedes humanistisch denkenden und handelnden Menschen sein, bekunden die Vereinsgründer. Auch deshalb würde sich der neue Förderverein über die Mitarbeit weiterer Bürger freuen.

Kontakt über Manuela Krause per E-Mail (die-manu-krause@gmx.de)
Text: Leipziger Volkszeitung (03.04.2012)
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