Gedenken
an die Opfer des Holocaust in Flößberg /
Perspektiven des Mahnens in Geithain
diskutiert
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Flößberg.
Der Leiden der 1.900 meist jüdischen
Häftlinge - 235 davon starben vor Ort -, die
von November 1944 bis April 1945 das
Außenlager Flößberg des KZ Buchenwald
durchliefen, gedachten zum gestrigen
Holocaust-Gedenktag etwa 30 Bürger auf dem
Häftlingsfriedhof im Großen Fürstenholz.
Unter anderem trug Katrin Henzel vom Verein
Geschichtswerkstatt die Grußadresse des
Flößberger KZ-Häftlings Stephen Casey vor.
Der mahnte, diese schrecklichen Zeiten, als
Menschen andere Menschen misshandelten und
töteten, nur weil sie Juden waren, nicht zu
vergessen. "Sonst werden diese Dinge wieder
geschehen. Kämpfen Sie gegen jedes Übel", bat
er. Auch der Sohn des 2011 verstorbenen
Daniel Zylbersztajn bat, dass alle ihre
Stimme des Widerstands gegen das Vergessen
weitertragen. "Dies sollten wir tun für alle,
die einst in Flößberg Zwangsarbeiter des
Nationalsozialismus waren", übermittelte er.
Daran knüpfte die CDU-Bundestagsabgeordnete
Katharina Landgraf an. "Wir gedenken heute
der versuchten Ausrottung eines Volkes, und
das an einem authentischen Ort. Für mich ist
es immer noch unfassbar und unsagbar, was
damals geschah. Wir haben die Pflicht, es
immer wieder in Erinnerung zu rufen", betonte
sie.
Auch Eberhard Schneidenbach,
Fraktionschef der Partei Die Linke im
Frohburger Stadtrat, erinnerte an das
menschenverachtende und barbarische System,
das in den zwölf Jahren seiner Herrschaft
Europa in einen Dschungel verwandelte, wo
Verbrechen als Heldentaten, Grausamkeit als
Mut, Käuflichkeit als Tugend und Rohheiten
als Kultur galten. "Nie zuvor war die
Menschheit dem Untergang so nahe", hob er
hervor und wünschte sich, dass sich so etwas
nie wiederholen dürfe.
Mit einer Schweigeminute und dem
Niederlegen von Blumen endete das Gedenken.
Bereits am Donnerstagabend war es in
einer Veranstaltung des Geschichtswerkstatt
Flößberg e.V. und der Initiative für ein
weltoffenes Geithain um die Geschichte und
Perspektiven des Erinnerns an das
KZ-Außenlager Flößberg gegangen. Nahezu 60
interessierte Besucher hatten sich dazu in
Geithain eingefunden. Dabei wurden nicht nur
der historische Hintergrund des Lagers
beleuchtet, sondern vor allem über
Möglichkeiten gesprochen, was für ein
künftiges Erinnern an diesem Ort möglich und
nötig sei. In der Diskussion wurde über die
beiden Teilobjekte informiert - den
Häftlingsfriedhof zu sanieren, was eine
kommunale Aufgabe sei, und einen
Erinnerungsort zu installieren, der das Lager
selbst und seine Häftlinge thematisiere. Zum
aktuellen Zustand des Friedhofs und dem
Stagnieren der Sanierungsarbeiten gab es
zahlreiche Unmutsbekundungen. Das
vorgestellte geplante Bahndammprojekt war
Anknüpfungspunkt für weitere Ideen, so
vorrangig einen geplanten Geschichtspfad, der
von dort durch das Lagergelände zum Friedhof
führen solle. Um vor allem die heutige Jugend
über die menschenverachtenden damaligen
Geschehnisse ins Bild zu setzen, sollten die
Stätten vor Ort mehr genutzt werden, wurde
angeregt. Das sei wirkungsvoller, als wenn
Schulklassen beispielsweise nur das KZ-Lager
Buchenwald besuchten. Auch würden sich die
Mitglieder des Flößberger Vereins wünschen,
dass Schüler aktiv an der Gestaltung des
Gedenkortes mitwirkten. "Beispielsweise
könnten sie helfen, einstige Teile des Lagers
freizulegen", so Vereinsvorsitzender Stefan
Walter, einer der beiden Referenten.
Zahlreiche Gäste bekundeten ihr
Interesse, gemeinsam mit der
Geschichtswerkstatt beziehungsweise dem
Runden Tisch Projekte und Ideen zu
verwirklichen.