Rückblick
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Hundertprozentig: Kirche übernimmt Kindergarten
Erste Gruppe ab 1. Juni / Gemeinsames Fest

Borna. Die nahezu unendliche Geschichte des kirchlichen Kindergartens soll exakt in einer Woche ihr gutes Ende finden. Zwar ist die offizielle Übernahme der Einrichtung im Bornaer Norden erst für den 28. August vorgesehen, bereits am 1. Juni aber gibt es eine Gruppe unter Regie der evangelischen Kirchgemeinde.

Die christliche Kirche existiert seit zwei Jahrtausenden. So gesehen nehmen sich die etlichen Wochen, die der Vertrag zur Regelung der Übernahme des Käthe-Kollwitz-Kindergartens durch die Kirche im Dresdner Landeskirchenamt zur Prüfung liegt, gar nicht so lange aus. Denn noch immer ist das Dokument über den Trägerwechsel nicht unterschieben. "Aber das ficht uns nicht an", ist Pfarrerin Elisabeth Roth optimistisch und felsenfest überzeugt.

Mit dem nächsten Monatsersten übernimmt die Kirchgemeinde zunächst eine Gruppe, für die gegenwärtig elf Kinder angemeldet sind. Dazu dürften noch einige Mädchen und Jungen kommen, "und es liegen weitere Anmeldungen vor", so die Geistliche. Zunächst stehen dafür zwei Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Im August, wenn die gesamte Einrichtung an die Kirche übergeht, sollen weitere Kindergärtnerinnen eingestellt werden. Roth: "Aber das ist abhängig von der Kinderzahl."

Um den schrittweisen Trägerwechsel deutlich zu machen, gibt es am 4. Juni ein gemeinsames Fest des bisherigen Kindergartens "Käthe Kollwitz" und der neuen Einrichtung, die den Namen "Marienkäfer" tragen soll. Ein Name, der mit Bedacht gewählt wurde. Schließlich wird der Kindergarten von der Bornaer Mariengemeinde übernommen.
Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (25.05.2004)
Foto: Nikos Natsidis

Die junge Chefin und ihr Kindergarten
Anne-Christin Rösig leitet die neue Einrichtung: Mädchen und Jungen können selbst entscheiden

Borna. Der Kindergarten "Käthe Kollwitz" in Borna-Nord geht am 28. August offiziell in die Trägerschaft der evangelischen Kirche über. Während des Gottesdienstes stand gestern (Sonntag, 20. Juni 2004) die Einsegnung von Anne-Christin Rösig als neue Leiterin an. Die LVZ stellt die 29-jährige vor.

Die junge Frau ist verheiratet, hat zwei Söhne und arbeitete zuvor drei Jahre an der Leipziger Universitätsklinik als Erzieherin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Bemühungen der Bornaer Gemeinde um den Kindergarten beobachte sie schon, seit sie mit ihrem Sohn Leon vor fünf Jahren im Erziehungsurlaub war. "Mein Wunsch war von Anfang an, in einem Kindergarten zu arbeiten", so Rösig, die an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik in Bad Lausick ihren Beruf erlernte.

Im Sommer des vorigen Jahres bewarb sie sich dann in Borna - und es klappte. Ihre neue Arbeit findet sie spannend. Der Großteil der Umstrukturierung in dem DDR-typischen einstöckigen Bau ist bereits vollzogen. Der städtische Hort befindet sich unten, der Kindergarten in der oberen Etage.

Die christliche Ausrichtung des Kindergartens "spielt in den Tagesabläufen natürlich eine Rolle", so die junge Leiterin. Geschichten aus der Bibel gehören ebenso dazu wie die Mitgestaltung von Gottesdiensten. Die Anmeldung für die Einrichtung "Marienkäfer" ist allerdings nicht von der Zahlung von Kirchensteuer abhängig. Deswegen steht es den Kindern frei, ob sie bei diesen Tagespunkten mitmachen wollen oder nicht.

"Doch die Kinder sind nicht so vorgeprägt wie Erwachsene und gehen deshalb anders an die Dinge heran", meint Rösig. Für die nächsten Jahre vermutet sie aber, dass sich mehr Eltern mit christlichem Hintergrund für die Einrichtung anmelden. Die Nachfrage ist jedenfalls jetzt schon immens hoch.

Bereits am Freitag stand ein Gang mit den Kindern in die Stadtkirche an, damit sie dieses Umfeld besser kennen lernen. Auch hier steht die Beteiligung jedem frei.

Gestern war dann die feierliche Einsegnung von Rösig, gemeinsam mit ihrer ebenfalls neu eingestellten Mitarbeiterin Miriam Seimert. Die 21-jährige ist gelernte Erzieherin, kommt aus Leipzig und hatte zuvor ein Jahr lang eine ABM-Stelle in der Messestadt.
Text: Peter Krischunas, Leipziger Volkszeitung (21.06.2004)
Foto: Peter Krischunas

"Wir kommen nicht als Besserwisser"
Ehemaliger "Käthe Kollwitz" - Kindergarten in Borna-Nord jetzt offiziell in kirchlicher Hand

Borna. Für die Mädchen und Jungen war es wie Weihnachten. Festlich gekleidete Erwachsene überreichten ihnen große Geschenke, mit denen sie künftig spielen können. Allerdings nur in ihrem Kindergarten "Marienkäfer", der am Sonnabend (28. August 2004) offiziell eröffnet wurde. Es ist in Borna der erste Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft. Seit dem 1. Juni wird er von der evangelischen Kirchgemeinde St. Marien geleitet (die LVZ berichtete).

Die Bücher, Schubkarren, Roller und anderen Mitbringsel stammten von den Ehrengästen, unter ihnen Oberbürgermeister Bernd Schröter, Regierungspräsident Walter Christian Steinbach und Oberlandeskirchenrat Harald Brettschneider. "Ich denke, ich spreche allen aus dem Herzen, wenn ich sage: Endlich können wir die Schlüssel übergeben", sagte Schröter. Die Übernahme des Kindergartens hatte sich verzögert, weil Stadt und Kirchgemeinde lange an der endgültigen Fassung des Vertrages gefeilt hatten.

"Wir kommen nicht als Besserwisser", sagte Matthias Weismann, Superintendent des Kirchenbezirks Borna. Er dankte Ursula Fischer für ihre Arbeit. Bis zum ersten Juni gehörte der Kindergarten zur Kindertagesstätte "Käthe Kollwitz", deren Leiterin Fischer ist.

Im "Marienkäfer" würden die Kinder mit ihrem christlichen Glauben vertraut gemacht, sagte Pfarrerin Elisabeth Roth. Es gibt täglich einen Morgenkreis, in dem aus der Bibel vorgelesen, Lieder gesungen und gebetet wird. "Es ist aber nur ein Angebot, niemand wird gezwungen." Derzeit sind 26 Kinder angemeldet, wie Leiterin Anne-Christin Rösig mitteilte. Bis September kommen sechs weitere hinzu. Insgesamt gibt es 46 Plätze.
Text: Markus Werning, Leipziger Volkszeitung (31.08.2004)
Foto: Markus Werning
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