Rückblick
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Bornaer Kinder ziehen am Martinstag durch die Stadt
Von der Stauffenbergstraße zur Stadtkirche

Borna (Eig. Ber.). Laternen sollten die Mädchen und Jungen mitbringen, die am Lampionumzug am Martinstag, den 11. November 2000, in Borna teilnehmen wollen. Der Zug setzt sich 17:00 Uhr an der katholischen Gemeinde in der Stauffenbergstraße in Bewegung und soll anderthalb Stunden später an der Stadtkirche am Martin-Luther-Platz eintreffen. Das teilte Gemeindereferent Lutz Kinmayer von der katholischen St. Joseph - Gemeinde jetzt gegenüber der LVZ mit.

Der Umzug zum Martinstag geht auf den Bischof der französischen Stadt Tours zurück, der dadurch berühmt wurde, dass es mit einem Bettler seinen Mantel teilte - zu einer Zeit, da der spätere Heilige noch Soldat war.

Der Brauch, den Mann, der im vierten Jahrhundert in Ungarn zur Welt kam und in Italien aufwuchs, stammt aus dem fünften Jahrhundert. Seither wird des Heiligen jeweils an dem Tag gedacht, an dem er im Jahre 379 beerdigt wurde.
Text: Leipziger Volkszeitung (04.11.2000)
Foto:

"Teilen in heutiger Zeit wichtig"
Katholische und evangelische Gemeinden in Borna gemeinsam beim Martinsfestumzug

Borna. Etwa 200 Leute nahmen am Sonnabendnachmittag (11. November 2000) am Lampionumzug des Martinsfestes teil. "Wir wollen vor allem die Jüngeren damit erinnern, wie viele Möglichkeiten es im Alltag gibt, auf andere Leute Rücksicht zu nehmen", erklärte der Gemeindereferent der katholischen Gemeinde in der Stauffenbergstraße, Lutz Kinmayer. So war es nicht verwunderlich, dass das Martinsfest unter dem Motto stand: "Der geteilte Mantel - ist eine Kleidung, die mehr wärmt als ein Schrank voller Kleider". Im Vorfeld, so Kinmayer, wurde im Religions- und Kleinkinderunterricht viel Aufklärung über das Fest betrieben.

Bernadette Schruth war mit ihren Geschwistern Rebekka und Maximilian und Freundin Miriam Kreißig in die Kirche zum Treff für den ökumenischen Umzug gekommen. Die Mitglieder der katholischen Gemeinde halfen beim Verteilen des Feuers an die Lampionbesitzer. "Im letzten Jahr spielten wir vorm Reichstor das Spiel mit dem Bettler und dem Offizier Martin, der seinen Mantel mit ihm teilte", erklärte Bernadette. Dieses Jahr habe das die evangelische Gemeinde übernommen.

Die 14-jährige Schülerin, die auf das Markkleeberger Gymnasium geht, waren nicht nur ihre kirchlichen Pflichten der Grund, beim Umzug mitzumachen. "Ich finde das Teilen und Miteinander in der heutigen Zeit sehr wichtig", so Bernadette. Dabei habe dies für sie viele Gesichter. Vor allem im Schulalltag nehme sie sich selbst etwas zurück, um nicht noch Öl ins Feuer mancher Zänkereien zu schütten.

Dieser Meinung waren auch Regina und Heino Streller von der evangelischen Gemeinde, die mit Sohn Benjamin zum Lampionumzug gekommen waren. "Wir halten uns zum Beispiel aus der Kauflandwelle heraus, wo viel zu viele Menschen fast wie im Rausch konsumieren", meinte Heino Streller. Auch müsse man ja nicht gerade das größte Auto fahren. Das Dasein für hilfsbedürftige Menschen sei für sie eine Selbstverständlichkeit. Seine Frau Regina hielt eine selbst gebackene große Brezel auf den Händen. Diese und viele andere sollten nach dem Marsch vor der Stadtkirche St. Marien untereinander aufgeteilt werden. "Die müssen sich aber mehrere Leute teilen", sagte Regina Streller. Das sei schließlich der Sinn dieser Symbolik der so genannten Martinshörnchen.
Text: Peter Krischunas, Leipziger Volkszeitung (13.11.2000)
Foto: Peter Krischunas
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