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Klimapilger machen
Station in der Region
Ökumenische Andacht und Diskussionsrunde
geplant
Groitzsch/Deutzen. Unter dem Motto
"Geht doch!" sind seit dem 9. September
Menschen als Klimapilger unterwegs durch
Deutschland. Ihr Ziel ist die polnische
Stadt Kattowitz, wo am 3. Dezember die
Spielregeln für die Umsetzung des Pariser
Klimaabkommens Thema einer internationalen
Konferenz sind. Dabei legen die Pilger
auch eine Etappe von Groitzsch nach
Deutzen zurück, wo sie am Abend des 25.
Oktober 2018 erwartet werden.
Pilger übernachten in der Kirche
St. Konrad in Deutzen
Übernachten werden die Pilger –
Menschen verschiedener Konfessionen, die
in wechselnden Besetzungen unterwegs sind,
um das Bewusstsein für Klimagerechtigkeit
und Klimaschutz zu schärfen – in der
Deutzener Kirche St. Konrad sowie in der
Caritas-Sozialstation Deutzen und bei
Privatleuten, sagt Dietrich Oettler, der
Pfarrer der katholischen Gemeinde Borna,
zu der auch Deutzen gehört. Nach der
Begrüßung ist eine ökumenische Andacht
geplant. Pfarrer Oettler: "Klimaschutz
geht nicht ohne Gebet." Zudem stärken sich
die Pilger bei einem Essen,
bevor gegen
19:00 Uhr eine Gesprächsrunde mit den
Initiatoren der "Vision: Ökokirche
Deutzen?" auf dem Programm steht. Nach
einem Frühstück im Gustav-Adolf-Haus
starten die Pilger am nächsten Morgen zu
ihrer 48. Etappe, die sie über Borna
Richtung Bad Lausick führt.
Pilger starten in Groitzsch
Am Tag zuvor setzen sich die Pilger
zunächst gegen 9:00 Uhr in Groitzsch in
Bewegung, um anderthalb Stunden später in
der Pödelwitzer Kirche anzukommen, wo ein
Gespräch mit der Initiative "Pödelwitz
bleibt" ansteht. Wenn sie am Abend in
Deutzen ankommen, werden sie auch von
Konfirmanden aus Regis-Breitingen begrüßt.
Die Regiser Pfarrerin Ulrike Franke will
damit die Sinne der jungen Leute für
dieses Thema schärfen. Allerdings kann die
Geistliche, die seit einem reichlichen
halben Jahr in Regis-Breitingen ist, die
Pilger nicht in eine eigene Kirche in
Deutzen einladen. Wo sich das Gotteshaus
einst befand, ist heutzutage die "Adria",
das Speicherbecken Borna, was, so
Pfarrerin Franke, auch als Bild für Folgen
des Bergbaus gelten kann.
Weg führt durchs Mitteldeutsche
Revier
Der Pilgerweg für Klimagerechtigkeit,
mittlerweile der dritte seiner Art, führt
von Bonn über Berlin nach Kattowitz. Auf
der Strecke liegen "Kraftorte" und
"Schmerzpunkte", wie es von Seiten der
Veranstalter heißt. Der Pilgerweg verläuft
durch das Rheinische, Mitteldeutsche und
Lausitzer Braunkohlerevier und führt durch
Düsseldorf, Hannover, Leipzig, Dresden und
Potsdam. In Berlin wollen die Pilger der
Bundesregierung ihre Forderungen
übergeben. Von dort pilgern sie mit
polnischen Partnern nach Kattowitz, um
sich während der Weltklimakonferenz im
Rahmen einer ökumenischen
Abschlussveranstaltung mit Pilgern aus
aller Welt zu treffen.
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Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (15.10.2018) Foto: |
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In St. Konrad soll
Kohleausstieg diskutiert werden
Deutzener Gotteshaus könnte Pilger
beherbergen und Umweltzentrum werden
Deutzen.
Nein, loswerden will die katholische
Gemeinde Borna die Kirche St. Konrad in
Deutzen nicht. Auf keinen Fall, wie
Pfarrer Dietrich Oettler klarmacht.
Schließlich ist das Gebäude, das 1956
geweiht wurde, das unübersehbare Zeichen
dafür, dass in der Gemeinde einstmals
2.000 Katholiken zu Hause waren, die vor
allem aus Schlesien und Bayern stammten.
Unklar ist allerdings noch, wie die
Zukunft des Gotteshauses aussieht. Dabei
hat der Geistliche durchaus konkrete
Vorstellungen.
Gespräch mit dem Bischof und dem
Bürgermeister
Ideen wie die Umwandlung der Kirche in
eine Fernsehkirche oder auch in eine
Jugendkirche seien aber unrealistisch. Das
gelte auch für ein Kolumbarium, eine
Urnenkirche. In Deutzen ist schließlich
nicht einmal der Friedhof ausreichend
belegt. Die
Vorstellung, die der Pfarrer und seine
Mitstreiter in der Gemeinde haben, ist
hingegen auch von der Podiumsdiskussion
inspiriert, die zu Pfingsten in Deutzen
stattfand. "Die Kirche könnte zu einem
Ort werden, in dem diskutiert wird, wann
und wie der Kohleausstieg erfolgen kann."
Ein zeitgemäßes Projekt, das, quasi auch
im doppelten Sinne, gut in die Landschaft
passen würde. Der Pfarrer hat deshalb
bereits mit dem Neukieritzscher
Bürgermeister Thomas Hellriegel (CDU)
sowie dem Bischof des Bistums
Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers,
gesprochen. Allerdings müsste es eine
andere Form geben, die Kirche zu
betreiben, weil sich die Gemeinde damit
unter dem Strich überfordert fühlen würde.
Überführung in eine Stiftung oder
in einen Verein
Denkbar sei die Gründung eines Vereins
oder einer Stiftung. Entsprechende
Fördertöpfe dafür gebe es, so Oettler, und
jemand, der die notwendigen Qualitäten für
die Geschäftsführung hat, auch. Die "neue"
Kirche St. Konrad könne ein Umweltzentrum
werden, in dem die Geschichte der
Braunkohle beleuchtet wird. Denkbar sei
auch, die Kirche als Gästehaus und
Übernachtungsmöglichkeit für Pilger zu
nutzen.
Kirche St. Konrad sollte in Borna
gebaut werden
Die Kirche sollte ursprünglich in der
heutigen Bornaer Stauffenbergstraße gebaut
werden. Sozusagen vis-à-vis der Kaserne,
damals das Domizil der Sowjetarmee,
weshalb aus den Plänen in den 50er-Jahren
nichts werden konnte. So wurde sie in
Deutzen auf abgebaggertem ehemaligem
Bergbaugelände errichtet, als Haus des
Gebetes. Und das, so Pfarrer Oettler, soll
sie auch weiterhin bleiben, weil sie auch
künftig einen Altarraum haben sollte.
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Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (22.10.2018) Foto: Jens Paul Taubert |
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[Zum Vergrößern auf das Bild klicken.] |
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Fotos: Ludwig Gschwendtner |
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Pilgern für ein gutes
Klima
Deutzen
(nn). Christian Seidel geht es um seine
Enkel. "Ich will, dass die unter den
gleichen Bedingungen leben können wie
wir." Das allerdings geht nicht ohne ein
verantwortungsvolle Klimapolitik, ist der
69-jährige überzeugt, wozu selbstredend
auch der Ausstieg aus der Braunkohle
gehört. Deshalb hat sich der studierte
Physiker aus Potsdam in Bewegung gesetzt –
auf dem Ökumenischen Pilgerweg für
Klimagerechtigkeit, der gestern
(Donnerstag, 25. Oktober 2018) von
Groitzsch nach Deutzen führte. Dort kamen
die etwa zehn Pilger gegen 17:00 Uhr an
der Kirche St. Konrad an. Zwischendurch
hatten sie in Pödelwitz mit der Initiative
"Pödelwitz bleibt" gesprochen und zeigten
sich beeindruckt vom Behauptungswillen der
noch 26 Bewohner des kleinen Ortes. Und
sie fühlten sich bestärkt in ihrem
Anliegen, das Pilger Seidel auch als
Enkelgerechtigkeit beschreibt.
Die Klimapilger sind sich einig darin,
dass in Kattowitz "verbindliche Regeln
verabschiedet werden müssen", wie Seidel
sagt. In Kattowitz findet im Dezember die
Nachfolgeveranstaltung der Pariser
Klimakonferenz statt. Der Ökumenische
Pilgerweg für Klimagerechtigkeit führt von
Bonn über Berlin nach Kattowitz. Dazu
gehören "Schmerzpunkte" wie der Hambacher
Forst oder aktive Tagebaue, aber auch so
genannte "Kraftorte", an denen sich die
Pilger inspirieren lassen.
Der ökumenische Pilgerweg umfasst
insgesamt 78 Stationen und ist 1.700
Kilometer lang. Dabei ziehen die Pilger
vom Rheinischen über das Mitteldeutsche
bis ins Lausitzer Braunkohlerevier. Sie
sind seit dem 9. September unter dem Motto
"Geht doch!" unterwegs.
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Text: Leipziger Volkszeitung (26.10.2018) Foto: Jens Paul Taubert |
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