Katholische Gemeinden
setzen auf neue Strukturen
Kirche will Menschen mit Gott in Berührung
bringen / Pfarrer Andreas Eckert verlässt
die Region
Borna/Geithain.
Verantwortungsgemeinschaft ist ein
Begriff, der Menschen meint. Für Dietrich
Oettler, Pfarrer der katholischen Pfarrei
St. Joseph Borna und ab 1. Oktober auch
von St. Benno Geithain - Bad Lausick, ist
er zugleich eine strukturelle Kategorie:
Unter ihm haben sich fünf katholische
Pfarreien zwischen den Großstädten Leipzig
und Chemnitz zusammengefunden. Neben Borna
und Geithain - Bad Lausick sind Mittweida
und Limbach-Oberfrohna samt der
dazugehörigen Filialen wie etwa Deutzen,
Kitzscher, Neukieritzsch und Kohren-Sahlis
dabei. Geistliches und topografisches
Zentrum ist die Pfarrei Wechselburg mit
der Basilika. Insgesamt sind in dem
Bereich 4.500 katholische Christen zu
Hause.
Diese neue Struktur sei nicht am
Schreibtisch entstanden, sondern das
Ergebnis mehrjähriger Gespräche,
Sondierungen und Begegnungen, sagt der
41-jährige: "Wir haben gespürt: Da stimmt
die Chemie. Das ist sehr wichtig."
Erkundungsprozess heiße diese Suche, 2013
angestoßen von Heiner Koch, Bischof des
Bistums Dresden-Meißen, und von ihm
intensiv begleitet. Koch und sein Stab
seien in der gesamten Region unterwegs
gewesen, hätten sich auch in Borna
informiert. Wo seht Ihr Eure Stärken, wo
Eure Schwächen? Wo kann das Bistum welche
Hilfe leisten? - Um diese und andere
Fragen sei es gegangen, immer mit Blick
auf den Kern: "Wie können wir unsere
Mitmenschen mit Jesus Christus in
Berührung bringen?" Dafür gelte es,
Strukturen zu schaffen, die der alternden
und schwindenden Gesellschaft gerade auf
dem Land und in kleinen Städten Rechnung
tragen.
In
diesem Prozess, der ein fortlaufender sei,
wolle man "Betroffene zu Verbündeten
machen, eine größere Verantwortung nicht
nur zutrauen, sondern auch zumuten", sagt
Dietrich Oettler. Er meint damit die
Bereitschaft, stärker Verantwortung zu
übernehmen, was das Leben wie den Glaube
so spannend wie mitunter etwas mühselig
mache, vor allem aber ein Zeichen von
Mündigkeit sei. Rückten im vergangenen
Jahr die Pfarreien Mittweida und
Limbach-Oberfrohna enger zusammen und
werden seither - bei Beibehaltung zweier
Pfarrgemeinderäte - von einem Pfarrer
betreut, wird dieses Modell ab Oktober
auch in der Region greifen. Pfarrer
Andreas Eckert verlässt die Gemeinde St.
Benno Geithain - Bad Lausick in Richtung
Großenhain. Verabschiedet wird er am 25.
September in der Geithainer Nikolaikirche
(Beginn 14:00 Uhr). "Ich durfte gemeinsam
mit der Gemeinde an Kirche weiter bauen
und dazu beitragen, dass die Verkündigung
weiter ausstrahlt und weiter leben kann.
Dafür sage ich danke", meint Eckert im
Rückblick auf seine fünf Jahre in dieser
Region.
Dietrich Oettler betreut künftig auch
St. Benno und damit dann in Summe 1.850
Gläubige. Am 2. Oktober feiert er hier
seine ersten beiden Gottesdienste: 8:30
Uhr in der Geithainer Pfarrkirche St.
Benno sowie 10:30 Uhr in der Kapelle auf
dem Bad Lausicker Friedhof.
Die Zahl der Sonntagsgottesdienste
werde von sechs auf fünf reduziert. Die
Gottesdienste in den evangelischen Kirchen
Flößberg, Prießnitz und Kitzscher werde es
nicht mehr geben, so Oettler: "Das können
wir nicht mehr wahrnehmen." Eine
Herausforderung werde die Gräbersegnung im
Umfeld des Allerseelentags, 2. November,
werden, denn binnen zweier Wochen gelte
es, 39 Friedhöfe aufzusuchen. "Darauf
legen die Menschen großen Wert, und ich
tue es gern. Es zeigt, dass wir an das
Leben nach dem Tod glauben. Das gibt
Hoffnung."
Dietrich Oettler, in Bischofswerda
aufgewachsen, einer Stadt, die von Größe
und Zusammensetzung her mit Borna
vergleichbar ist, kam 2012 an die Wyhra.
Er hatte in Erfurt und Frankfurt/Main
Katholische Theologie studiert, über die
Ökumene promoviert und unter anderem in
Meißen, Dresden und Erfurt gearbeitet.