Rückblick
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Martinstag: Ein Licht für jemand anders sein
Viele Kinder ziehen mit ihren Eltern von der Apfelwiese zur Stadtkirche

Borna. Zahlreiche Kinder waren vorgestern Nachmittag (Montag, 11. November 2013) mit viel Eifer dabei, als Gemeindepädagogin Nicole Großmann den jährlichen Martinsumzug auf der Apfelwiese mit der Frage eröffnete, wofür Licht gebraucht wird. Die Jungen und Mädchen meldeten sich: Zum Lesen, damit keiner stolpert, aber auch bei Rettungseinsätzen. Die Gemeindepädagogin brachte es da auf "ihren" Punkt: "Kann man auch Licht für jemand anders sein?" Was die Kinder natürlich bejahten. Und so lenkte die Gemeindepädagogin das Augenmerk auf Sankt Martin, den Heiligen, den Kinder bereits kennen. Er teilte seinen Mantel bekanntlich mit einem Bettler und war sozusagen dessen Licht. Und so half Martin in der Not, und das könne jeder tun, anderen helfen und ein Licht sein, gab Gemeindepädagogin Großmann den Kindern mit auf den Weg, als der Umzug mit Lampions und Fackeln Richtung Stadtkirche losging.

"Fünf Kinder stellen heute die Geschichte des Martins dar. Wir haben viermal geübt, unter anderem im Religionsunterricht und in der Kirche", erzählte der katholische Pfarrer Stefan Thiel, während die Hauptdarsteller um ihn herum wuselten. Der Martinstag wird ökumenisch gefeiert. Deshalb fanden sich Gemeindemitglieder der drei Kirchgemeinden ein. "Ich spiele den Bettler und bin schon ganz schön aufgeregt, ich habe auch zu Hause bisschen geübt", erzählte Hans-Ludwig Terpe. Auch die Mutter der Hauptdarstellerin freute sich schon vor der Aufführung: "Ich bin stolz auf meine Tabea, dass sie die Hauptrolle als Martin hat. Man sieht ihr die Aufregung gar nicht an", erzählte Silke Ringelhan aus Neukieritzsch.

Pfarrer Stefan Thiel begrüßte alle einschließlich der fünf Jungschauspieler aus der zweiten bis vierten Klasse, und die Kinder stiegen auf die Bühne und legten los. Das Stück war um die Geschichte "Martin und die Räuber" erweitert worden. Das neunminütige Schauspiel hat die bekannte Szene zum Inhalt, in der der Soldat Martin seinen Mantel in der Mitte teilt, um die Hälfte einem Bettler zu übergeben. Auch wenn die Kinder ihren Text vom Blatt ablasen, setzten sie Mimik und Gestik ein, um die Geschichte authentisch wirken zu lassen. Die Stadtkirche war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, und die vielen kleinen und großen Kinder sorgten für eine leichte Unruhe. "Das ist normal am Martinstag. Es sind nun mal Kinder, und die sollten nicht gezwungen werden, in der Kirche still zu sitzen", erläuterte Gemeindepädagogin Großmann weiter. Nach der Aufführung sangen alle das bekannte Lied von Sankt Martin, der durch Schnee und Wind ritt.

"Wenn wir es schaffen, besuchen wir jedes Jahr das Martinsfest. Mein Sohn Max geht selber in die Christenlehre und interessiert sich für die Kirche", freute sich Diana Schütz aus Borna.

Später waren alle in den Pfarrgarten ans Lagerfeuer eingeladen. Dort gab es selbst gebackene Martinshörnchen, die geteilt wurden, um die Geschichte noch mal symbolisch wirken zu lassen und natürlich heißen Tee zum Aufwärmen.
Text: Nicole Rathge-Scholz, Leipziger Volkszeitung (13.11.2013)
Foto: Nicole Rathge-Scholz
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